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Interview beim internationalen Frauenfrühstück mit Necla Eskioglu

„Die Kinder bleiben hier, wenn ich bald in die Türkei zurückkehre. Sie haben ihr eigenes Leben und die deutsche Staatsangehörigkeit“, erzählt Necla Eskioglu am Donnerstag, 29. Mai 2008. Um als Näherin zu arbeiten, ist sie nach Münster gekommen. Nun wartet sie auf den Ruhestand in der Türkei. Das Gespräch führten: Marie, Nahid und Sara vom Geschwister-Scholl-Gymnasium. Übersetzt hat Eda Horuz.

Der Pass von Necla Eskioglu (Foto: Ingrid Fisch) Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben. Würden Sie uns bitte zunächst erzählen, woher Sie aus der Türkei stammen?
Ich komme aus der Provinzhauptstadt Usak im Westen der Türkei. Ein touristischer Ort.

Wann und warum sind Sie nach Deutschland gekommen?
Ich bin selbst als Gastarbeiterin im Februar 1969 nach Münster gekommen. Ich habe bei der Firma Willbrand als Näherin gearbeitet. Heute steht am Dahlweg dort eine Post, wo einst der Betrieb war. Ich habe schon immer als Näherin gearbeitet.

Waren Sie mit der Arbeit zufrieden?
Necla Eskioglu mit ihrem Bruder in der Türkei (Foto: privat) Ich habe ein Jahr bei Willbrand und anschließend bei Veros, einem Nylonhersteller, an der der Hafenstraße gearbeitet. Drei Jahre bei Häckel, einer Lederfabrik, und danach ein Jahr bei einem Uniformenhersteller. Wir haben Zollbeamte eingekleidet.

Sind sie zwischendurch noch einmal in die Türkei zurückgekehrt?
Wir haben Ferien in der Türkei gemacht, seit gut vier Jahren jedoch nicht mehr. Doch nun warte ich auf meine Rente, und dann gehe ich für immer zurück. Ich bin nun 65 Jahre alt. Die Rente kommt bald. Meine Papiere sind noch in Bearbeitung.

Fühlen Sie sich wohl in Münster?
Aufgrund der Familienverhältnisse bin ich nicht so zufrieden. Aber mit Deutschland hat das nichts zu tun. Ich bin gekommen, um zu arbeiten, und deshalb ist es okay.

Necla Eskioglu mit einem ihrer Enkel (Foto: privat) Frau Eskioglu, wie war die Ankunft in Münster?
Die Firma Willbrand hatte Notunterkünfte organisiert, Baracken für die Arbeiter. Ich hatte in der Türkei bereits geheiratet und war bei meiner Ankunft in Münster in der dritten Woche schwanger. Etwa acht Monate lebte ich von meinem Mann getrennt in Deutschland. Dann ist er nachgekommen. An dem Tag, an dem er ankam, bin ich aus dem Krankenhaus entlassen worden. Das Kind war da. Ab diesem Zeitpunkt hatten wir auch eine andere Wohnung.

Hatten Sie Angst alleine in einer fremden Stadt zu sein?
Nein, ich hatte keine Angst. Es war Fügung. Außerdem hatte ich Bekannte in Münster. Die Arbeiterinnen, mit denen ich angereist bin. Wir waren mit etwa 30 Leuten hier beschäftigt. Ich bin eine starke Persönlichkeit.
(Frau Eskioglu besucht auch einen Computerkurs für Migranten.)

Im Kreise ihrer Enkelkinder (Foto: privat) Meine Enkelin feiert heute den vierten Geburtstag, deswegen stehe ich etwas unter Zeitdruck. Insgesamt habe ich fünf Enkel. Mein ältestes Kind habe ich in der Türkei zur Welt gebracht. Ich musste das Zweijährige zunächst in der Türkei lassen, dann habe ich es rübergeholt, und hier habe ich drei weitere Kinder bekommen. Mein ältester Enkel ist heute 22 Jahre alt.

Haben Sie sich bei der Arbeit benachteiligt gefühlt?
Nein, ich habe eigentlich immer nur gute Arbeit ausgeführt.

Haben Sie Kontakte zu Deutschen?
Ich habe keine Kontakte zu Deutschen. Ich fühle mich eher in der Türkei zuhause. In Münster ist es sehr einsam, zumal ich seit sechs Jahren von meinem Mann getrennt lebe. Die Kinder bleiben hier, wenn ich bald in die Türkei zurückkehre. Sie haben ihr eigenes Leben und die deutsche Staatsangehörigkeit.

Frau Eskioglu, vielen Dank für das Gespräch!

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