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Das Portugiesische Zentrum Münster

Beim portugiesischen Sprachunterricht (Foto: Fabio) Begonnen hat alles im Jahr 1965, als die ersten portugiesischen Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter nach Münster zogen und sich bei der Landsfrau Ida Cerqueira in ihrer Kneipe trafen. Fabio recherchierte zur Geschichte der portugiesischen Gemeinde.

Nachdem zwei Jahre später, also 1967, der portugiesische Pfarrer José Xavier de Almeida nach Münster kam, bildete sich ein fester Kreis von Verantwortlichen. Sie koordinierten die kulturellen und sportlichen Aktivitäten. Kurz darauf wurde auch das erste Mitgliedsbuch des Portugiesischen Zentrums geschrieben. Zur Jahreswende 1979/80 mietete die portugiesische Gemeinde eine große Halle am Buldernweg 43, die bis heute die Begegnungsstätte ist. Sie dient als Ersatzheimat für die erste Generation und als Kulturbewahrungs- und Kennenlernstätte für die Folgegenerationen.

Zurzeit bietet das Portugiesische Zentrum für die gut 170 Mitglieder Folgendes an:

  • Im Portugiesischen Zentrum (Foto: Fabio)Die Kinder-Kultur-Gruppe Reguilas (dt.: die Frechen), die portugiesische Tänze, Theaterstücke und Chorgesänge aufführen
  • Näh-, Schreibmaschinen-, Back-, Computer- und Sprachkurse
  • Sportliche Aktivitäten: Fußball, Tischtennis und Billardturniere, außerdem Folkloretanzgruppen
  • Traditionelle Feste wie Karneval, Königsball, Muttertag, Weinfest, Silvester und die traditionelle Fado-Nacht. Fado heißt übersetzt soviel wie Schicksal oder göttlicher Wille. Werke dieses Musikstils handeln meist von unglücklicher Liebe, sozialen Missständen und vor allem vom Weltschmerz.
  • Diskussionsveranstaltungen zur Ausländerproblematik

Mitglieder feiern zudem in dem Gebäude private Familienfeste wie Hochzeiten und Taufen.

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Wie sich die Sprache wandelt

Schreibübung in Portugiesisch (Foto: Fabio) Seit etwa 1980 wird in Münster der muttersprachliche Unterricht in Portugiesisch angeboten. Ursprünglich verfolgte dieser Unterricht jedoch einen anderen Zweck. Früher diente er nämlich dazu, den Gastarbeitern aus Portugal einen einfacheren Start in die deutsche Arbeitswelt zu ermöglichen. Die Gastarbeiter konnten meist nicht ein Wort Deutsch und kannten die deutsche Kultur nicht.

Der portugiesische Unterricht war keine von der Stadt Münster koordinierte Lerngruppe. Es fing damit an, dass ein früherer Gastarbeiter, der bereits in den sechziger Jahren nach Münster gekommen war, seinen Freunden Deutsch beibrachte. Die waren oft erst einige Jahre später nach Deutschland gereist und konnten nun von seinen Kenntnissen und Erfahrungen profitieren.

Die Gründer des Portugiesischen Zentrums (Foto: Fabio) Schnell sprach sich dieses Angebot unter den portugiesischen Gastarbeitern herum und nach wenigen Jahren bildeten sich sogar weitere kleine Lerngruppen. Seit 1990 unterstützt die Stadt Münster diese privaten Weiterbildungskurse.

Als dann die Folgegenerationen der einstigen Gastarbeiter in Deutschland geboren wurden, hatte das eigentliche Ziel, den Ausländern Deutsch beizubringen, keinen Sinn mehr. Denn die Kinder wuchsen schließlich mit der deutschen Sprache auf. Da jedoch bei ihnen das Portugiesisch immer mehr in den Hintergrund rückte, veränderte sich das Ziel der Lerngruppe: Von nun an geht es darum, den Folgegenerationen die portugiesische Sprache und Kultur näher zu bringen, die ihnen im Alltag nicht mehr begegnet. Zur Kultur gehören etwa die kleinen aber speziellen Dinge des Lebens, z.B. wie man richtig portugiesische Delikatessen isst.

Die Lehrer werden nicht von der Stadt gestellt, sondern kommen selbst aus Portugal und übten zuvor dort und in Deutschland den Lehrerberuf aus. Das Besondere: Sie kennen fast alle Portugiesen in Münster, da der Unterricht von Generation zu Generation weiterempfohlen wird.

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Die Suche nach dem besseren Leben

Caçilda dos Reis, Antoniós Frau (Foto: privat) Antonió dos Reis im Jahr seine Ankunft in Deutschland (Foto: privat) In Portugal hatte Antonió José dos Reis eine Ausbildung zum Elektriker gemacht und war zuvor bei der portugiesischen Armee. Umgekehrt war die Firma Glasurit, die seit 1965 zu BASF gehört und Autolacke herstellt, auf der Suche nach Gastarbeitern in Portugal und Spanien. Über ein Anwerbebüro in seiner Heimat bewarb er sich für Münster-Hiltrup, in der Absicht, ein oder zwei Jahre dort zu arbeiten. Er begann als Anlagen-Fahrer in der Abfüllung und wurde schließlich zum Werksfahrer.

Die Firma bot den Gastarbeitern vieles: Sie unterstützte sie bei der Wohnungssuche, half, Anträge zu stellen und Versicherungen abzuschließen. Seine erste Bleibe wurde von seiner Firma gestellt. Der Arbeitsvertrag war zwar unbefristet, doch musste er die Aufenthaltsgenehmigung alle zwei Jahre verlängern. Innerhalb des Werkes wechselte er zwar, blieb aber dem Betrieb sein Arbeitsleben treu.

Schwierigkeiten mit der Sprache
Die Kinder von Antonió und Caçilda: links Antonió, rechts Francisco (Foto: privat) Es fiel ihm zuerst schwer, die deutsche Sprache zu erlernen, denn er hatte keine Zeit, Sprachkurse zu besuchen. So blieben ihm nur die Gespräche mit den Arbeitskollegen, um neue Wörter ins Gedächtnis einzuprägen.

Die Entscheidung zu bleiben
Das soziale Umfeld in Münster empfand er als gut. Auch der Lebensstandart war besser als in Portugal. So überzeugte ihn das Leben in Deutschland so sehr, dass er 1972 seine Frau nachholte und mit ihr eine Wohnung kaufte. Seine beiden Söhne lebten noch weitere sechs Jahre bei den Großeltern in Portugal, bis auch sie nach Münster zogen.

Seitdem lebt Antonió José dos Reis in Münster, beherrscht die deutsche Sprache fließend und hat in Deutschland eine neue Heimat gefunden. Er pflegt im Portugiesischen Zentrum Kontakt zu seinen Landsleuten, hat aber auch viele deutsche Freunde.

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