Stadt Münster: Die Ausgrabungen auf dem Parkplatz an der Stubengasse 1997 bis 1999

Zwischen Clemenskirche und Klarissenkloster

Die Ausgrabungen auf dem Parkplatz an der Stubengasse 1997 bis 1999

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Münzen und Plomben

Zeugnisse für Handel, Handwerk und Wirtschaftsleben

Bernd Thier

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Plomben

Interessante Einblicke in die Handels- und Handwerksgeschichte Münsters liefern die drei an der Stubengasse geborgenen Tuchplomben aus Blei, die Hinweise auf ehemals dort verarbeitete Tuche und Stoffe sowie deren Herkunft geben. Die Plomben wurden nach der "Beschau" der fertigen Tuche durch die Gildemeister der jeweiligen Weberzunft aus den einzelnen Orten an den Stoffbahnen befestigt und garantierten eine festgesetzte, gleichbleibende Qualität der Ware. Aus Münster liegt eine Plombe des 18. Jahrhunderts vor, auf der das Stadtwappen, gehalten von zwei Löwen, abgebildet ist. Zu dieser Zeit war das Weberhandwerk in der Stadt nicht mehr von besonderer Bedeutung, andere Orte hatten eine führende Rolle in der Tuchproduktion übernommen. So verwundert es kaum, dass eine aus dem 17. Jahrhundert stammende Plombe der Nachbarstadt Warendorf vertreten ist. Neben dem Begriff "BOMSIDE" erscheint dort das Wappen der Stadt (Fallgitter) und die Buchstaben "S W" für Stadt Warendorf. Vergleichbare Plomben wurden mehrfach in Westfalen gefunden, unter anderem auf der Ravensburg bei Borgholzhausen, aber auch in den Niederlanden. Die Weber aus Warendorf waren auf die Herstellung von strapazierfähiger "Bomseide" (Bombast), einem Mischgewebe aus Baumwolle und Wolle, spezialisiert.

Den Stoffimport aus den Niederlanden belegt eine gut erhaltene Plombe mit der Aufschrift "GOVDA" (Gouda), die auf der Rückseite als Wappen einen doppelköpfigen Adler zeigt. Am Bügel der Plombe ist ein kleiner zusätzlicher Stempeleinschlag zu erkennen, der die Initialen des Webers trägt, welcher den Stoff, offenbar auch im 17. Jahrhundert, hergestellt hatte. Die Erhaltung derartiger Beschauzeichen ist vom Zufall abhängig, da die Plomben bei der Verarbeitung des Tuches entfernt und entsorgt wurden, weil sie keine weitere Funktion hatten. Bisher konnten bei keiner anderen Innenstadtgrabung von Münster Tuchplomben gefunden werden, so dass die Exemplare von der Stubengasse seltene Relikte eines ehemals bedeutenden Gewerbes darstellen.


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