Stadt Münster: Die Ausgrabungen auf dem Parkplatz an der Stubengasse 1997 bis 1999

Zwischen Clemenskirche und Klarissenkloster

Die Ausgrabungen auf dem Parkplatz an der Stubengasse 1997 bis 1999

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Münzen und Plomben

Zeugnisse für Handel, Handwerk und Wirtschaftsleben

Bernd Thier

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Münzen

Bei den Grabungen an der Stubengasse wurden, verteilt auf die verschiedenen Grabungsabschnitte, insgesamt 36 Münzen aus der Zeit vom 13./14. bis frühen 20. Jahrhundert gefunden. Dieses Spektrum ist für Grabungen innerhalb Münsters sehr ungewöhnlich. Zum einen überraschte die große Anzahl der Stücke, zum anderen ihre Herkunft meist aus Münster selbst. Bei anderen Grabungen, zum Beispiel in der Lambertikirche, am Drubbel oder im Überwasserstift, traten verstärkt Münzen aus anderen Orten auf, die Hinweise auf den Umlauf fremder Währungen in Münster sowie Handelsbeziehungen zu anderen Regionen und Städten aufzeigten.

Als einzige sicher nicht aus Münster stammende Münze konnte im Bereich des "Anatomiefriedhofes" ein schlecht erhaltener Pfennig (Denar) oder Hälbling (1/2 Denar) des Bistums Osnabrück aus Silber geborgen werden. Sein Gewicht betrug lediglich 0,65 g. Die kaum zu erkennende Prägung erlaubt es, diese Münze der Zeit zwischen etwa 1200 und 1400 zuzuweisen.

Alle anderen älteren Münzen stammen erst aus der Neuzeit und wurden in Münster zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert geprägt. Gefunden wurden vier Kupfermünzen der Stadt Münster: In zwei Fällen ein 1-Heller-Stück (1/2 Pfennig) sowie ein 1-Pfennig-Stück ohne Jahresangaben aus der ersten beziehungsweise zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sowie ein großes 12-Pfennig-Stück mit der Jahreszahl 1602. Außerdem konnten zwei Kupfermünzen des Domkapitels zu Münster geborgen werden. Es handelt sich um ein 1-Pfennig-Stück von 1591, das einen Gegenstempel mit der Abbildung einer Lilie trägt, sowie um ein 12-Pfennig-Stück von 1633.

12 Pfennig

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Dritte und wichtigste Institution, die in Münster Münzen herausgab, war das Bistum Münster. Von ihm fanden sich nur zwei Exemplare, die unter Bischof Friedrich Christian von Plettenberg (1688-1706) geprägt worden waren: ein 6-Pfennig-Stück aus Silber von 1696 und ein kupfernes 4-Pfennig-Stück von 1703.

Alle diese Kleinmünzen sind Verlustfunde: Die Bewohner des Areals an der Stubengasse haben sie schlicht im Laufe der Zeit verloren. Da es sich bei dem Gelände nicht um einen öffentlichen Raum gehandelt hat, wie beispielsweise bei der Kirche St. Lamberti oder dem Marktplatz am Drubbel, gehörten diese Münzen vermutlich münsterschen Bürgern. Sie zahlten ausschließlich mit Münzen, deren Umlauf in Münster üblich und genehmigt war. Fremde Kaufleute oder Händler sind in den privaten Gartenbereichen der Häuser an der Stubengasse nicht zu erwarten, so dass auch das Fehlen fremder Münzen nicht weiter verwundert.

Unter den neueren Münzen lassen sich 25 meist extrem stark korrodierte Exemplare den Prägungen der Reichsbank des Deutschen Kaiserreiches aus den Jahren 1871 bis 1918 zuweisen. Die 1-, 2-, 5- und 10-Pfennig-Stücke waren aus unedlen Metallen wie Kupfer und Nickel gefertigt und wurden durch die Bodenlagerung im extrem sauren Milieu einer Sickergrube so stark beschädigt, dass sie kaum näher bestimmbar waren. Dies trifft auch auf eine wohl spätmittelalterliche Kleinsilbermünze des 13./ 14. Jahrhunderts und eine kleine, fast zerfallene neuzeitliche Kupfermünze zu, über deren Herkunft daher nur spekuliert werden kann.


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