Stadt Münster: Die Ausgrabungen auf dem Parkplatz an der Stubengasse 1997 bis 1999

Zwischen Clemenskirche und Klarissenkloster

Die Ausgrabungen auf dem Parkplatz an der Stubengasse 1997 bis 1999

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"Buten und Binnen"

Höfe und Hinterhöfe zwischen Loerstraße und Stubengasse

Mathias Austermann

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Das späte Mittelalter bis zum Ende des 15. Jahrhunderts

Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts orientierte sich die Besiedlung am Straßennetz, das noch in der ältesten Katasterkarte (1828/30) überliefert ist. Der parallel zur Stubengasse liegende Pfostenbau im Süden der Fläche und ein erster, möglicherweise bereits giebelständiger, zur Stubengasse hin ausgerichtetes Fachwerkhaus mit steinernem Unterbau, ein sogenannter Schwellbalkenbau, lassen eine relativ dichte straßenseitige Bebauung vermuten. In diese Zeit gehört auch ein Holzkastenbrunnen im Norden der Untersuchungsfläche, dessen Baumaterial um 1350 geschlagen wurde. Auch hier muss weiter westlich an der Stubengasse mindestens ein Gebäude gestanden haben.

Ob es sich bei den übrigen, nun die Stubengasse säumenden Gebäuden um Schwellbalkenbauten gehandelt hat, ist nicht bekannt. Direkt an der alten Straßentrasse fand keine archäologische Untersuchung statt und in den ergrabenen Bereichen haben die Bauten der Neuzeit so tief in den Boden eingegriffen, dass sich hier fast keine älteren Hausreste erhalten haben.

Zwar ist die deutlich verbesserte, weil feuchtigkeitsresistentere Konstruktion der Fachwerkgebäude mit steinernem Fundament spätestens seit dem 14. Jahrhundert allgemein üblich, dennoch haben sich die Bauherren an der Stubengasse noch bis in das 15. Jahrhundert auch der "vorgeschichtlichen" Bauweise mit ihren in den Boden eingetieften Pfosten bedient, zumindest in den Hinterhöfen. Auf der Höhe des noch einmal verbreiterten, West-Ost verlaufenden Grabens wird im 14. Jahrhundert der ihn südlich flankierende Pfostenbau erneuert.

Unmittelbar westlich des in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts neu angelegten Grabens wird gleichzeitig ein weiteres Gebäude mit mächtigen Pfostengruben errichtet, das für handwerkliche Tätigkeiten genutzt wurde. Im Umfeld dieses Hauses fanden sich Metallschlacken, Reste bearbeiteter Knochen und andere Werkstattabfälle.

Die

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Der in Akten des 17. und 18. Jahrhunderts "Bummel" oder "Pommelke" genannte, maximal etwas mehr als 2m tiefe Graben knickt, von Osten kommend, fast rechtwinklig nach Süden ab und nimmt damit Rücksicht auf die sich verdichtende Bebauung. Allerdings schneidet er die rückwärtigen Teile der älteren Grundstücke zugunsten der Pauli-Freiheit ab. Ursprünglich wie seine beiden Vorgänger als Entwässerungsgraben angelegt, wird er schon bald für die Entsorgung von Abfällen missbraucht. In seiner unmittelbaren Nähe befinden sich im späten 15. Jahrhundert mindestens vier Abfallgruben.

Auf der südlichen Parzelle entstand um die Mitte des 15. Jahrhunderts ein größerer Steinbau. Von diesem Gebäude ist nur seine Nordostecke aus sorgfältig verlegtem Sandstein erhalten, so dass Größe und Form des Gebäudes nicht rekonstruiert werden können. Es ist gut möglich, dass der Erbmann Bischopinck, der nach den Schriftquellen seit 1446 Besitzer des Grundstückes war, dieses Gebäude errichten ließ.

Nach dem Verkauf des Hofes an die Klarissen (1613) zum Bau des Klosters nutzten die Ordensschwestern sein Steinmaterial fast vollständig zum Bau von Kirche und Klostergebäuden.

Die Parzellen weiter nördlich dürften auch im 14. Jahrhundert noch relativ großzügig bemessen gewesen sein. Erst im ausgehenden 15. Jahrhundert verdichtet sich an der Stubengasse die Bebauung. Allmählich entsteht das von schmalen, giebelständigen Hausstätten gebildeten Straßenbild, das uns in der Stadtansicht von Alerdinck aus dem Jahre 1636 entgegentritt (s. S. 5). In zwei Häusern befinden sich öffentliche Bäder: Die "Frauen-Badstove" wird 1354, die "olde Mannes-Stove" 1418 erstmalig genannt. Sie haben der Straße, die im späten Mittelalter "Stovenstege" genannt wird, ihren Namen gegeben. Steinerne Keller, wie sie bereits im 12. Jahrhundert am Alten Steinweg errichtet wurden, fehlen an der Stubengasse ganz. Das mag an dem hier besonders feuchten Untergrund liegen, wird aber auch damit zu tun haben, dass die Stubengasse nicht gerade zu den besten Wohnvierteln der Stadt gehörte. Das zeigen auch die wenigen spätmittelalterlichen Funde aus Metall und Knochen, die oft von geringer Qualität sind. Wirklich herausragende Funde sind selten.

Die spätmittelalterlichen Häuser an der Stubengasse waren, bedingt durch ihre deutlich verbesserte Bauweise, jetzt wesentlich langlebiger. Sie konnten als solide Gebäude über viele Jahre und bis weit in die Neuzeit hinein genutzt werden, erst dann wurden sie sukzessive durch Backsteinbauten ersetzt.


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