"Zwangsarbeit in Münster und Umgebung"  
Zur Homepage des Stadtarchivs - zur Homepage der Stadt

Nach 1945...
Zwischen Freiheit, erneuter Ausgrenzung und Entschädigung

Erinnerung und Wiedergutmachung

Zwangsarbeiter zur Begründung seines Wiedergutmachungsantrages in den 1950er Jahren
Andrzej Z.:
» Am 12.9.1939 bin ich als Kriegsgefangener nach Deutschland gekommen und bin als Zivilarbeiter eingesetzt gewesen in der Landwirtschaft. Nach Beendigung des Krieges wurde ich sofort in ein DP-Lager gebracht. «

Gedenkstein für 100 tote sowjetische Kriegsgefangene auf dem "Russenfriedhof", Handorf-Dorbaum

Gedenkstein für 100 tote sowjetische Kriegsgefangene auf dem "Russenfriedhof", Handorf-Dorbaum
(Foto: Stadtarchiv Münster)

Besuch von Amando Parente aus Italien auf dem Hof in Albersloh, um 1970

Besuch von Amando Parente aus Italien auf dem Hof in Albersloh, um 1970
(Foto: Privat)

Das in der Nachkriegsgesellschaft überlieferte Bild der Zwangsarbeit wurde nicht zuletzt durch die Übergriffe mancher befreiter Polen und Russen gegenüber Teilen der deutschen Bevölkerung geprägt. Dadurch wurde das ursprünglich durchaus verbreitete Wissen um Verschleppung und Ausbeutung verzerrt. Die Erinnerung an die Zwangsarbeit verschwamm auch durch die Umwandlung der ehemaligen Zwangsarbeiter-Lager, etwa des Hiltruper Waldlagers, in Unterkünfte für Bombengeschädigte, Flüchtlinge oder Vertriebene.
Alliierte Dienststellen initiierten die Suche nach vermissten Ausländern. Hierzu gehörten auch die Erfassung von Grabstätten sowie die mögliche Umbettung der Toten auf größere, gemeinsame Grabfelder.

Die Frage nach einem zumindest symbolischen materiellen Ausgleich für das mit Verschleppung und Ausbeutung verbundene Unrecht wurde beiseite geschoben. In den Akten der zeitweilig in der Villa ten Hompel untergebrachten Wiedergutmachungsstelle für den Regierungsbezirk Münster findet sich nur ein einziger Antrag eines ehemaligen polnischen Zwangsarbeiters. Er wurde abgelehnt, mit der Begründung, es handele sich nicht um einen Fall rassischer, politischer oder religiöser Verfolgung durch das NS-Regime.

Andererseits kam es in den Jahrzehnten nach Kriegsende gerade im ländlichen Bereich vereinzelt zu Briefkontakten oder gegenseitigen Besuchen zwischen Deutschen und "ihren" ehemaligen Kriegsgefangenen oder zivilen Zwangsarbeitern.

Erfassung von polnischen Zwangsarbeiter-Gräbern auf dem Friedhof Lauheide
Erfassung von polnischen Zwangsarbeiter-Gräbern auf dem Friedhof Lauheide
(Foto: Stadtarchiv Münster)

© 2003 Stadtarchiv Münster | Impressum | Seitenanfang