Drehscheibe für kommunale Arbeits- und Sozialpolitik
16.01.2015
Münster (SMS) Wer heute wie gut 14 500 Münsteraner Arbeitslosengeld 2 bezieht, bekommt eine umfassende persönliche Betreuung und berufliche Förderung - anders als vor Jahren, als es noch reichte, sich alle drei Monate den Stempel "arbeitslos" abzuholen. Das Jobcenter Münster ist mittlerweile eine Drehscheibe für kommunale Arbeits- und Sozialpolitik. Das ist für Jobcenterleiter Ralf Bierstedt die Bilanz nach zehn Jahren SGB 2. Für die Jobcoaches war der Wandel mit dem Gang unter das städtische Dach in jedem Fall tiefgreifend.
"Das Bild, das wir von unseren Kunden gewinnen, ist viel bunter und differenzierter", berichtet Fachstellenleiterin Tanja Roß aus dem Alltag der Jobcoaches. "Aber damit geht es nicht automatisch schneller, Menschen in Arbeit zu bringen." Der Blick der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters richtet sich heute vor allem auf die Ressourcen ihrer Kunden. Oft ist zunächst ein Knäuel an Problemlagen zu entwirren und zu lösen, bevor es gelingt, diese Ressourcen zu Tage zu fördern und einen Menschen so weit zu stärken, dass überhaupt an Arbeit zu denken ist.
Die Einbindung des Jobcenters in das städtische Ämternetz hat viel gebracht. Über den kurzen Draht zum Sozialamt, zum Amt für Ausländerangelegenheiten oder zum Amt für Kinder, Jugendliche und Familien lässt sich rasch Hilfe organisieren. Damit muss dann vielleicht einer keine Angst mehr haben, die Wohnung zu verlieren. Oder die alleinerziehende Mutter bekommt die Kinderbetreuung, die sie während ihrer Weiterbildung braucht. "Und solch flexible und schnelle Hilfe wie nach der Regenkatastrophe im Sommer konnten wir überhaupt nur so leisten", unterstreicht Fachstellenleiter Wilbert Brodrecht.
"Armut per Gesetz" hieß es abschätzig nach der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe im SGB 2 vor zehn Jahren. Tatsächlich hat das Gesetz versteckte Armut sichtbar gemacht. Den meisten Menschen geht es aber gar nicht in erster Linie ums Geld, weiß Thomas Kober, der sich um Kunden mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen kümmert. Sie wollen arbeiten. "Arbeit ist Lebenssinn, damit fühlen Menschen sich wertvoll", sagt der Jobcoach. Daher fördert das Jobcenter heute auch Kurse, die bei einfachen lebenspraktischen Hilfen ansetzen und absolute Voraussetzung sind, dass die Vermittlung in Arbeit langfristig und nachhaltig eine Chance hat. Früher gab es "Maßnahmen", und manch einer hatte schnell den Stempel "integrationsfern" weg. Lang vorbei.
Was sich wenig verändert hat, ist die Zahl der so genannten Langzeitleistungsbezieher. Da gibt es auch Familien, die in der dritten Generation auf Leistungen angewiesen sind. Das Jobcenter sieht sich mitunter in der Pflicht, bei jungen Leuten Motivation zum Arbeiten zu fördern, die durchgängig etwas ganz anderes vorgelebt bekommen haben. Aus diesem Grund arbeiten die Jobcoaches in Teams, um den unterschiedlichen Bedürfnissen und Ansprüchen - zum Beispiel der Jüngeren unter 25 oder der älteren Kunden ab 50 Jahren - gezielt zu begegnen.
Von den Langzeitleistungsbeziehern ist übrigens nur knapp die Hälfte wirklich arbeitslos. Es überwiegen diejenigen, die trotz Arbeit ihren Lebensunterhalt nicht allein bestreiten können. In Münster sind das fast 4800 Menschen. Das Jobcenter zahlt dann zum Beispiel die Miete.
Die gesetzlichen Grundlagen des SGB 2 ändern sich nach wie vor jährlich, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters den Kunden gegenüber manches Mal in Erklärungsnot bringt und einen hohen Verwaltungsaufwand verursacht. Das SGB 2 hat die Prozesse nicht vereinfacht, wie erhofft. Da suchen die Mitarbeiter im Jobcenter selbst nach Verbesserungen: Münster wird beispielsweise als eine der ersten Kommunen bundesweit Anträge für ein ganzes Jahr statt lediglich für sechs Monate bewilligen, wo dies möglich ist.
"Das Bild, das wir von unseren Kunden gewinnen, ist viel bunter und differenzierter", berichtet Fachstellenleiterin Tanja Roß aus dem Alltag der Jobcoaches. "Aber damit geht es nicht automatisch schneller, Menschen in Arbeit zu bringen." Der Blick der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters richtet sich heute vor allem auf die Ressourcen ihrer Kunden. Oft ist zunächst ein Knäuel an Problemlagen zu entwirren und zu lösen, bevor es gelingt, diese Ressourcen zu Tage zu fördern und einen Menschen so weit zu stärken, dass überhaupt an Arbeit zu denken ist.
Die Einbindung des Jobcenters in das städtische Ämternetz hat viel gebracht. Über den kurzen Draht zum Sozialamt, zum Amt für Ausländerangelegenheiten oder zum Amt für Kinder, Jugendliche und Familien lässt sich rasch Hilfe organisieren. Damit muss dann vielleicht einer keine Angst mehr haben, die Wohnung zu verlieren. Oder die alleinerziehende Mutter bekommt die Kinderbetreuung, die sie während ihrer Weiterbildung braucht. "Und solch flexible und schnelle Hilfe wie nach der Regenkatastrophe im Sommer konnten wir überhaupt nur so leisten", unterstreicht Fachstellenleiter Wilbert Brodrecht.
"Armut per Gesetz" hieß es abschätzig nach der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe im SGB 2 vor zehn Jahren. Tatsächlich hat das Gesetz versteckte Armut sichtbar gemacht. Den meisten Menschen geht es aber gar nicht in erster Linie ums Geld, weiß Thomas Kober, der sich um Kunden mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen kümmert. Sie wollen arbeiten. "Arbeit ist Lebenssinn, damit fühlen Menschen sich wertvoll", sagt der Jobcoach. Daher fördert das Jobcenter heute auch Kurse, die bei einfachen lebenspraktischen Hilfen ansetzen und absolute Voraussetzung sind, dass die Vermittlung in Arbeit langfristig und nachhaltig eine Chance hat. Früher gab es "Maßnahmen", und manch einer hatte schnell den Stempel "integrationsfern" weg. Lang vorbei.
Was sich wenig verändert hat, ist die Zahl der so genannten Langzeitleistungsbezieher. Da gibt es auch Familien, die in der dritten Generation auf Leistungen angewiesen sind. Das Jobcenter sieht sich mitunter in der Pflicht, bei jungen Leuten Motivation zum Arbeiten zu fördern, die durchgängig etwas ganz anderes vorgelebt bekommen haben. Aus diesem Grund arbeiten die Jobcoaches in Teams, um den unterschiedlichen Bedürfnissen und Ansprüchen - zum Beispiel der Jüngeren unter 25 oder der älteren Kunden ab 50 Jahren - gezielt zu begegnen.
Von den Langzeitleistungsbeziehern ist übrigens nur knapp die Hälfte wirklich arbeitslos. Es überwiegen diejenigen, die trotz Arbeit ihren Lebensunterhalt nicht allein bestreiten können. In Münster sind das fast 4800 Menschen. Das Jobcenter zahlt dann zum Beispiel die Miete.
Die gesetzlichen Grundlagen des SGB 2 ändern sich nach wie vor jährlich, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters den Kunden gegenüber manches Mal in Erklärungsnot bringt und einen hohen Verwaltungsaufwand verursacht. Das SGB 2 hat die Prozesse nicht vereinfacht, wie erhofft. Da suchen die Mitarbeiter im Jobcenter selbst nach Verbesserungen: Münster wird beispielsweise als eine der ersten Kommunen bundesweit Anträge für ein ganzes Jahr statt lediglich für sechs Monate bewilligen, wo dies möglich ist.