Konzertierte Aktion Wissenschaftsstadt
Zu Beginn erläuterte Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann Strategien für eine zukunftssichere Regionalhauptstadt. Wissenschaft sei ein entscheidender Motor für die Zukunftsfähigkeit der Stadt, "die wirtschaftliche Entwicklung ist in allen Branchen eng an die Nutzung des wissenschaftlichen Potenzials gebunden", betonte er. Auf dem Weg zur "Stadt des Wissens" spielten Bildung, Kultur und die Lebensqualität insgesamt wesentliche Rollen.
Dr. Johannes Meier (Vorstand der Bertelsmann Stiftung) hob in seinem Vortrag die Bedeutung der Bildung für die Zukunftsentwicklung der Kommunen hervor. Prof. Dr. Walter Siebel (Universität Oldenburg) erläuterte, welches Gewicht die Attraktivität als Wohn- und Arbeitsort in der künftigen Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft hat. Dr. René Perillieux (Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton) zeigte, welche Strategien andere europäische Städte entwickeln. Am Beispiel eines auch für Münster ins Auge gefassten "Gesundheits-Clusters" der Präventivmedizin analysierte er die Chancen, mit einer solchen Verbindung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zur international wichtigen Adresse zu werden.
Beirat stellt Vorschläge zur Diskussion
Im Anschluss an diese Vorträge stellten die Mitglieder des Beirates Münster Marketing die Ergebnisse ihres Nachdenkens und Diskutierens zu verschiedenen Themenfeldern vor. Bei diesem Beirat unter Vorsitz von Prof. Dr. Heribert Meffert handelt es sich um vom Rat gewählte Personen des öffentlichen Lebens, die Münster in seiner Zukunftsentwicklung beraten.
Die Beiratsmitglieder präsentierten Vorschläge, die in Politik und Bürgerschaft weiter diskutiert werden sollen. Teilweise handelt es sich um konkrete Projektideen, die in nächster Zukunft bereits umgesetzt werden können, aber auch um langfristige Strategieentscheidungen, die eine politische Meinungsbildung erfordern.
Für das Themenfeld "Wissenschaft" schlägt der Beirat vor, möglichst sofort eine "Konzertierte Aktion Wissenschaftsstadt" zu gründen, gemeinsam initiiert von Stadt, Universität und Fachhochschule. Ihr sollen perspektivisch alle Hochschulen, aber auch die außeruniversitären Forschungseinrichtungen angehören. Ziel ist die Konzentration von wissenschaftlicher Exzellenz und wirtschaftlicher Kompetenz in "Leuchttürmen" für den Standort.
Die Experten gehen davon aus, dass nur eine Konzentration auf wenige herausragende Kompetenzfelder für die Wertschöpfung und das Image der Wissenschaftsstadt Erfolg versprechend ist. Bislang in der Diskussion sind die Felder "Präventivmedizin", "Wirtschaftswissenschaften", "Politik, Religion, Geschichte" und "Nanotechnologie". Sie stehen in Beziehung zur Exzellenzinitiative der Universität und entsprechen in weiten Teilen den Profilschwerpunkten der Fachhochschule.
Die Wirtschaft greift diesen Ball nach dem Motto "Wissen schafft Wirtschaft" auf und will in gemeinsamer Anstrengung neue Formen der Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft entwickeln. Ihre Vorschläge liegen in zwei Zielkorridoren: Zum einen geht es um die Professionalisierung des Wissensaustauschs und den Ausbau der Gründungsinitiative. Zum anderen sprechen sich die Akteure des entsprechenden Arbeitskreises mit den beiden Kammern an der Spitze für die Profilierung Münsters als exzellenten Ausbildungsstandort und die Stärkung der Weiterbildung und des lebenslangen Lernens aus. Beide Kammern wollen hier ihre Schwerpunkte setzen.
Bildung und Kultur sind für Münster wichtige Faktoren und keineswegs nur "Sahnehäubchen", so der hierfür zuständige Arbeitskreis. Bildung und Kultur sind Voraussetzungen für wirtschaftliche Betätigung. Der Bildungs-, Freizeit- und Kulturbereich sind boomende Wirtschaftszweige mit hohen Umsatz- und weit überdurchschnittlichen Gewinnerwartungen.
Münster soll seine Kompetenzen im Vordenken beweisen: als Modellstadt für Projekte, die Erkenntnisgewinn für das interkulturelle Lernen, das Lernen im Generationenverbund und die Begabtenförderung versprechen. Außerdem liegen neue Überlegungen für internationale Kunstausstellungen vor. Sie erhöhen die Attraktivität der Stadt, dienen der überregionalen Profilierung und sind eine Grundlage für Wertschöpfung in der Hotellerie und im Gastgewerbe.
Der Arbeitskreis "Urbanität und Lebensart" mahnt einen "Klimawandel" an: mehr Weltoffenheit und Mut zur Internationalität, mehr Zustimmung und Unterstützung für die, die etwas wagen und tun. Öffentliche Räume sollen noch lebendiger werden, die vielen Nationalitäten in Münster sollen auch im Stadtbild sichtbar werden und die fremdsprachigen Einwohner sollen auch wirklich "an Münster teilhaben". Dazu gehört ebenfalls, dass räumliche Grenzen zwischen Hochschulen und Stadträumen verschwinden.
Münster-Marketing und das Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung werden die Ideen sammeln und für die weitere Diskussionen und Entscheidungen des Rates und der beteiligten Partnern auswerten. Manche Vorschläge befinden sich schon jetzt in der Umsetzung. Teilweise übernehmen auch im Beirat vertretene Institutionen selbst die Verantwortung für die Umsetzung, etwa im Themenfeld "Wirtschaft, Wissenschaft".
In der zentralen Frage kommen alle Arbeitsgruppen zum selben Ergebnis: Münster hat auf seinem Weg zur Wissensstadt gute Voraussetzungen. Der interkommunale Wettbewerb macht es aber unumgänglich, die Kräfte auf Wesentliches zu konzentrieren und doppelte Arbeit zu vermeiden. Die Stadt muss - vor allem auch unter ökonomischem Druck - jetzt handeln, wenn sie ihre Position als Regionalhauptstadt behaupten, die Chancen als Wissensstadt nutzen und als Wirtschaftsstandort attraktiv bleiben will.
Paulusplakette für Prof. Meffert
OB Dr. Tillmann zeichnete im Verlauf des "Zukunftsgesprächs" den Beiratsvorsitzenden Prof. Meffert mit der Paulusplakette der Stadt aus. Meffert lobte Münsters konsequente Zukunftsdiskussion und unterstrich die Bedeutung der Zusammenarbeit von Stadtentwicklung und Stadtmarketing. Er betonte die Bedeutung der Wissenschaft für die Zukunft der ganzen Stadt und forderte die Stadt und alle wichtigen Partner zur zielgerichteten und entschlossenen Zusammenarbeit auf mit dem erklärten Ziel, "als Stadt zu den Besten zu gehören".
Die "Münsteraner Zukunftsgespräche" sind als Veranstaltungsreihe konzipiert. Sie sollen sich jeweils mit einem Schwerpunktthema der Entwicklung der Stadt auseinandersetzen. Beim nächsten "Zukunftsgespräch" steht im kommenden Jahr der demographische Wandel auf der Tagesordnung.