Mit Tusche und Feder Empfänge vorbereitet
"Früher trugen sich die Gäste der Stadt auf einer Blanko-Seite im Goldenen Buch ein", erinnert sich der Diplom-Ingenieur für Kartographie, der eigentlich Fachmann für Stadtpläne und anderes Kartenmaterial ist. Ende der sechziger Jahre entschied sich die Stadt, das wertvolle Zeitdokument übersichtlicher und ansprechender zu gestalten. Seither greift Hubert Mischke zur Zeichenfeder, wenn prominente Gäste angekündigt sind. Der Anlass des Besuches, der Name des Gastes und das Datum werden vorab mit Tusche in einer Kunstschrift eingetragen.
Bei ganz besonderen Anlässen wird die Seite zusätzlich mit einem Wappen oder einem passenden Symbol geschmückt. Dann ist Konzentration gefragt, denn Korrekturen sind nicht möglich. Deshalb wird auch zunächst auf einem separten Bogen eine Skizze angefertigt. "Die Oberfläche des echten Büttenpapiers ist sehr rauh und saugfähig, so dass die Tuschemenge in der Feder genau dosiert sein muss. Für die Nacharbeit und das Anbringen der Serifen sind eine feinere Feder und eine Lupe notwendig", beschreibt Hubert Mischke die verschiedenen Arbeitsgänge.
Ein herausragendes Ereignis war für ihn 1998 der Empfang der europäischen Staatsoberhäupter zum 350. Jahrestag des Westfälischen Friedens. Sie weihten mit ihren Unterschriften das aktuelle Goldene Buch der Stadt ein. Die von Hubert Mischke gestaltete Doppelseite mit den Eintragungen wurde anschließend als Faksimiledruck herausgegeben.
Das aufwändige Beschriften des Goldenen Buches von Hand wird auch in Zukunft erforderlich sein, bis es eine technische Möglichkeit gibt, die auf dem Bildschirm digital erzeugte Schrift in ein gebundenes Werk einzudrucken. Hubert Mischke freut sich besonders, dass mit Bernhard Zimmermann und Christoph Geitel zwei Kollegen gefunden worden sind, die nach seinem Abschied diese Tradition im Vermessungs- und Katasteramt fortsetzen.
Aber nicht nur für die Beschriftung des Goldenen Buches waren Hubert Mischkes manuelle Fähigkeiten gefragt. Bis vor kurzem wurden alle von der Stadt Münster verliehenen Urkunden von Hand geschrieben. Anlässe waren die Verleihung der Paulus-Plakette, der Münster-Nadel, der goldenen Rathaus-Gedenkmünze, des Historiker-Preises, des Toleranzpreises und und und. Auch Urkunden für Münsters Partnerstädte sorgten dafür, das so manche Wochenend- oder Nachtschicht eingelegt werden musste. Dies wird sich aber ändern: In den vergangenen Monaten hat Hubert Mischke die Urkunden digital neu entworfen. Als Muster im Computer gespeichert, können sie nun über einen Farbdrucker ausgegeben werden. Die Kollegen werden es zu schätzen wissen ....