Münster: Mittelpunkt Westfalens und Europas?


Lage im Bistum Münster

Lage Münsters zu
Osnabrück


  

"Europas Mächte auf dem Westfälischen Friedenskongreß", 1940 (Ausschnitt - Bildnachweis - Anmerkung zur Karte)

  
Fast alle Gesandten mußten eine weite Anreise nach Münster in Kauf nehmen, da sich die Stadt beinahe in der Mitte des kriegführenden Europa befand. Für viele Gesandten gestaltete sich die Reise, besonders die Fahrt über die schlechten und häufig vom Regen aufgeweichten Wege, zu einer wahren Odyssee. Insgesamt galt es während der gesamten Verhandlungszeit, die Überwindung der langen Strecken zu den Hauptstädten Europas zu organisieren. Im Gegensatz zu den weiten Entfernungen zu den europäischen Residenzen und Hauptstädten stand die Nähe Münsters zur zweiten Kongreßstadt Osnabrück, die ein Grund für die Auswahl des Städtepaares für den Friedenskongreß gewesen war.
Münster lag zur Zeit der Friedensverhandlungen fast in der Mitte des damaligen Westfalen. Die als "Metropole Westfalens" bezeichnete Stadt, die von einem kleinen Fluß, der Aa, durchquert wird, befand und befindet sich zwischen Rhein und Weser, nicht weit von der Ems in einer flachen, sehr fruchtbaren Ebene, der münsterländischen Tieflandbucht. Münster konnte sich zur Zeit der Friedensverhandlungen zwar nicht mit den großen Städten des Reiches oder gar den Hauptstädten Europas messen, hatte aber überregionale Bedeutung im Nordwesten des Reiches und wurde als bedeutendste Stadt Westfalens angesehen.

Die hier abgebildte, teilweise nachträglich retuschierte und 1940 in einem Buch zum Westfälischen Frieden veröffentlichte Karte verdeutlicht die zentrale Lage Münsters in Europa. Sie hat allerdings auch ihre eigene Geschichte. Konzeptionell entstand sie als Teil einer geplanten, praktisch fertiggestellten, aber letztlich nie eröffneten Ausstellung zum 300. Jubiläum des Westfälischen Friedens 1948, die Ende der 30er Jahre unter Federführung des damaligen Stadtarchivars Dr. Eduard Schulte (1886 - 1977) vorbereitet wurde. Schulte, der die Leitung des Stadtarchivs fast während des gesamten Dritten Reichs innehatte, zeichnete sich während dieser Zeit als Geschichtswissenschaftler weniger durch fachliche Kompetenz als vielmehr durch politischen Tatendrang aus. So war die geplante Friedensausstellung ganz daraufhin angelegt, den angeblichen Willen Frankreichs und des Vatikans, Deutschland politisch zu vernichten, bis in die frühe Neuzeit hinein zu dokumentieren - ein reiner Akt der Propaganda, der jeglicher historischer Grundlage entbehrte. Der weitere Fortgang des Krieges ließ eine großangelegte Ausstellungseröffnung 1940 dann inopportun erscheinen, und so wurden die bereits erstellten Teile der Ausstellung "vorläufig" eingemottet. Nach dem Krieg wurden die verbliebenen Reste ans Staats- bzw. Stadtarchiv Münster abgegeben. Stadtarchivar Schulte, der während der letzten Kriegstage damit begonnen hatte, Spuren seines Engagements für den Nationalsozialismus (u. a. auch Exponate der Ausstellung) zu beseitigen, wurde im Sommer 1945 seines Postens enthoben.

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