"Zwangsarbeit in Münster und Umgebung"  
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Arbeit

Zuteilung von Zwangsarbeitern

Kriegschronist Wiemers notiert im November 1943:
  
Zwangsarbeiterin über die Einteilung zur Arbeit
» Morgens in der Frühe zwischen 6 Uhr 30 und 7 Uhr 30 sind jeden Morgen schon ein bis zwei Dutzend bombengeschädigte Münsteraner an der "Einsatzstelle Hörsterplatz", wo durch das Tiefbauamt die Hilfskräfte für die Aufräumungsarbeiten in den zerstörten Häusern an die geschädigten Behördenstellen und Privatpersonen verteilt werden. Die Zahl der verteilten Kräfte beträgt gegenwärtig 80 bis 100 Mann. «
  
Evgenia Romanova, geb. 1930, erinnert sich:
» Einmal rief mich unser Lagerleiter aus der Küche: "Komm, hier, komm." Ich dachte: Warum? Ich habe doch nichts falsch gemacht? Was soll das? Dann setzte er mich auf die Fahrradstange und fuhr mich in die Stadt. Ich wusste nicht, wohin. Er brachte mich zu einem Gastwirt, und bei dem arbeitete ich. Neun Monate, oder so. «

Transport von Franzosen vom Domplatz zum Lager

Transport von Franzosen vom Domplatz zum Lager

Einteilung von Russen zur Zwangsarbeit auf dem Hörsterplatz

Einteilung von Russen zur Zwangsarbeit auf dem Hörsterplatz

Ordensfrauen bei der Zuteilung von Zwangsarbeitern am Hörsterplatz

Ordensfrauen bei der Zuteilung von Zwangsarbeitern am Hörsterplatz

Einsatzstelle Hörsterplatz: Treffpunkt Holzbude des Tiefbauamtes am Hörsterplatz zur Verteilung der Arbeitskräfte

Einsatzstelle Hörsterplatz: Treffpunkt Holzbude des Tiefbauamtes am Hörsterplatz zur Verteilung der Arbeitskräfte

NSDAP-Ortsgruppenleiter im Okt. 1943 bei der Einteilung von Arbeitskräften

NSDAP-Ortsgruppenleiter im Okt. 1943 bei der Einteilung von Arbeitskräften
(Fotos: Stadtarchiv Münster)

Als übergeordnete Behörden spielten das Reichsarbeitsministerium und die Landesarbeitsämter eine wesentliche Rolle bei der Zuteilung ausländischer Arbeitskräfte. Nach Kompetenzstreitigkeiten zwischen den beteiligten Behörden erfolgte im März 1942 durch die Ernennung von Fritz Sauckel zum "Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz" (GBA) eine Neuorganisation der Spitze der Arbeitsverwaltung.

Über Mannschaftsstammlager für Kriegsgefangene wies das Landesarbeitsamt Westfalen-Lippe den Gemeinden Kriegsgefangene zu. Firmen, Arbeitsämter oder auch Kommunen richteten Lager ein. Von dort ging es teils in langen Fußmärschen oder per LKW zum Arbeitseinsatz.
Der Transport der "Ostarbeiterinnen und Ostarbeiter" nach Deutschland erfolgte in geschlossenen Güterwaggons zunächst von den Sammelstellen in zentrale Übergangs- oder Auffanglager. Dort wurden die Deportierten unter entwürdigenden Umständen auf ihre Arbeitstauglichkeit geprüft. Die zivilen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion wurden über das Durchgangslager Soest durch das Arbeitsamt verteilt. Von dort ging es weiter zu den jeweiligen Einsatzorten, so auch in die Stadt Münster. Die Zuteilung an einzelne Arbeitgeber erfolgte auf Antrag entsprechend der Dringlichkeit.

Die Organisation des Einsatzes bei der Stadtverwaltung Münster nahmen das Tiefbauamt oder der Fuhrpark wahr. Am Hörsterplatz gab es eine vom Tiefbauamt organisierte "Einsatzstelle" für Arbeitskräfte. Hier wurden die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter für Arbeitseinsätze vor allem bei der Trümmerräumung verteilt.

Neben der Stadtverwaltung war auch die NSDAP-Ortsgruppe bei der Zuteilung von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern beteiligt. In einem Brief berichtet Agnes Neuhaus, Inhaberin eines Feinkostgeschäftes an der Wolbecker Straße, am 14.06.1943 ihrem Ehemann, dass sie bei der Ortsgruppe sechs Russen zur Trümmerräumung beantragt habe.


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