Entmilitarisierung von Straßennamen
Am 16. November 1946 benachrichtigte der Regierungspräsident Landräte und Oberbürgermeister seines Bezirks von einem zehn Tage zuvor herausgegebenen Erlass des Innenministers. Dieser ordnete in Ausführung einer Direktive des alliierten Kontrollrats an, Straßen umzubenennen, die nach "bekannten Militaristen" benannt worden seien. Darunter fielen Straßenbezeichnungen nach Personen und auch Ereignissen, die direkt mit kriegerischen Geschehnissen nach dem 1. August 1914 verbunden waren.
Eine ausdrückliche Nachfrage, ob auch Hindenburg in die Kategorie "Militarist" falle, bestätigte der Regierungspräsident mit Schreiben vom 26. Juni 1947. Als Begründung wurde angeführt, dass Hindenburg mit den "Ereignissen des ersten Weltkrieges eng verbunden" sei und lediglich durch sein Ansehen als "großer Feldherr" in das Amt des Reichspräsidenten gewählt worden sei. Eine Qualifizierung als "erfahrener und kluger Politiker" habe nicht vorgelegen.
Der Innenminister wies besonders daraufhin, dass Hindenburg die Machtübernahme und Herrschaft der Nationalsozialisten durch die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler und die Bestätigung des Ermächtigungsgesetzes als Verfassungsbruch befördert habe. Als Fehlverhalten wurden die stillschweigende Billigung des mörderischen Vorgehens der Nationalsozialisten in der Angelegenheit des angeblichen "Röhm-Putsches" sowie die Billigung der Aufrüstung aufgeführt.
Als Ergebnis seiner Erwägungen und der Kontrollratsgesetzgebung machte der Innenminister ganz deutlich, wie in der Frage der Umbenennung von Hindenburgstraßen und -plätzen zu verfahren sei: "Die Beibehaltung der Straßen-, Platz- und Schulbezeichnungen mit dem Namen Hindenburg ist daher mit den wiedergegebenen Bestimmungen des Kontrollratsgesetzes nicht zu vereinbaren."
Die Entscheidung wurde in Münster als Abschrift an die Mitglieder eines neu gebildeten Straßennamenausschusses weitergegeben. Eine Umsetzung dieser Vorgabe erfolgte in Münster aus nicht nachvollziehbaren Gründen jedoch nicht.
05.04.1965: Einzel-Bürgerantrag auf Umbenennung
22.04.1974: Akademiker- Studenten- und Jugendreisen, Umbenennung in Neuplatz
24.05.1974: Außerparlamentarische Ratsfraktion der DKP Münster, Umbenennung in Salvador-Allende-Platz
29.06.1974: Initiativkreis für Frieden, europäische Sicherheit und Zusammenarbeit - Münster/Münsterland, Umbenennung in Salvador-Allende-Platz
04.01.1987: Einzel-Bürgerantrag auf Umbenennung in Platz der Republik
02.05.1987: Einzel-Bürgerantrag, Umbenennung in Edith-Stein-Platz, Kardinal-Galen-Platz oder Johannes-Paul-Platz
28.02.1995: Einzel-Bürgerantrag, Umbenennung in Johann-Conrad-Schlaun-Platz
06.03.1995: Einzel-Bürgerantrag Umbenennung in Neuplatz
10.06.1995: Bezirksregierung Münster als Eigentümer, keine Umbenennung
21.02.1996: Friedensinitiativen in Münster e.V., Umbenennung in Platz des Westfälischen Friedens
25.04.1995: Schwarze Witwe, Autonome Frauenforschungsstelle, Umbenennung in Bertha-von-Suttner-Platz
30.12.1997: Einzel-Bürgerantrag: Umbenennung in Bischof-Brinkmann-Allee
11.08.1998: Bezirksvertretung Münster-Mitte: Empfehlung an den Rat: Der Hindenburgplatz wird nicht umbenannt. Beschluss: 26.08.1998
16.02.2005: Einzel-Bürgerantrag auf Umbenennung
26.10.2007: Einzel-Bürgerantrag: Umbenennung in Schlossplatz
2008: SPD-Ratsfraktion, Umbenennung in Neuplatz
Stand: September 2012
Hausnummern: 24
gemeldete Einwohner: 103