Münster (SMS) Das von Gerhard Richter der Stadt als Geschenk angebotene Kunstwerk ist "für den Kulturstandort Münster eine unschätzbare Ergänzung" und gibt "dem Profil der Kulturstadt einen weiteren, weltweit wahrnehmbaren Impuls", sagte Oberbürgermeister Markus Lewe. Der Rat der Stadt wird voraussichtlich am 18. Oktober entscheiden, ob er das von dem Kölner Künstler entworfene Foucaultsche Pendel in der Dominikanerkirche installieren lässt. Für die öffentliche Beratung in den Ausschüssen und die Beschlussfassung im Rat hat die Verwaltung jetzt eine ausführliche Vorlage vorgelegt.
Das Pendel soll im Scheitelpunkt der 29 Meter hohen Vierungskuppel der Barockkirche aufgehängt werden. Seine Schwingungen würden auf dem Boden über einer kreisförmigen Natursteinfläche mit etwa vier Meter Durchmesser sichtbar. Hinzu kommen vier sechs Meter hohe, rechteckige Glasflächen, die paarweise vor den Wänden der Vierungskuppel installiert würden. Diese Glasflächen reflektieren die Bewegungen des Pendels, den Kirchenraum und Besucher, werfen die Reflexionen in den Raum und schaffen ein nie endendes Wechselspiel unterschiedlicher Formen.
"Gerhard Richter war von dem städtischen Barockgebäude an der Salzstraße mit seiner bewegten Geschichte - mal Kloster, mal Militärmagazin, dann Schul- und schließlich Universitätskirche - sofort begeistert. Der Künstler würde den vormals sakralen Ort mit dem Foucaultschen Pendel gewissermaßen um eine naturwissenschaftliche Facette bereichern", so Kulturdezernentin Cornelia Wilkens. Das würde sich auch bestens zur Geschichte der 1851 von dem Physiker Léon Foucault entwickelten Pendelkonstruktion fügen. Seine Versuchsanordnung überzeugte damals die katholische Kirche von der Erdrotation, der weder sichtbaren noch spürbaren, aber doch alle und alles beeinflussenden Eigenbewegung der Erde.
Oberbürgermeister Lewe: "Die Realisierung des Kunstwerks wäre ein Impuls für die dauerhafte Nutzung des Gebäudes für Veranstaltungen. Die Stadtgesellschaft bekäme einen Mehrwert und die langfristige Erhaltung des Denkmals wäre gesichert." Die Stadtverwaltung werde dem Rat dazu einen Vorschlag für ein Sanierungs- und Nutzungskonzept vorlegen.
Die Nutzung des Raumes liegt auch im ausdrücklichen Interesse von Richter. "Er will den Kirchenraum durch sein Kunstwerk nicht musealiseren. Vielmehr soll die Installation im Zusammenspiel mit einer kulturellen Nutzung des Raumes stets zugänglich und erfahrbar sein", erläutert Kulturdezernentin Wilkens. Denkbar seien etwa kleinere Konzerte, Vorträge, Lesungen und experimentelle Filmkunst, aber auch andere Veranstaltungen oder Empfänge.
Die Herstellung und Installation des Kunstwerks und parallel erforderliche Renovierungsarbeiten im Gebäude kosten voraussichtlich 650 000 Euro. Von Dritten sind der Stadt bereits im Vorfeld Zuwendungen von 600 000 Euro in Aussicht gestellt worden. Damit feste Öffnungszeiten angeboten werden können, sollen im Haushalt 2018 für studentische Hilfskräfte 25 000 Euro eingeplant werden.
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Beschlussvorlage