Münster (SMS) Selbstzeugnisse aus Westfalen und Lippe zum Alltagsleben im Ersten Weltkrieg finden sich in der Neuerscheinung „Zeugnisse von der ‚Heimatfront‘ - Westfalen und Lippe 1914 bis 1918“. Das Lese- und Arbeitsbuch stellen Dr. Silke Eilers und Dr. Julia Paulus beim Themenabend im Stadtarchiv vor.
Ein Beispiel für Selbstzeugnisse aus dem Stadtarchiv sind Briefe von Elisabeth Beier. Sie berichtet ihrem an der Westfront kämpfenden Sohn Ferdinand in einem Brief vom 20. April 1916 über die Schwierigkeiten, sich in Münster mit Lebensmitteln zu versorgen. Zucker hätten sie „lange nicht genug gehamstert.“ Lange Warteschlangen vor Geschäften und Lebensmittelausgabestellen waren an der Tagesordnung, aber „so arg man auch schimpft, jedem ist es nicht gegeben sich unter Drängen und Stoßen zu seinem Rechte zu verhelfen und Hunger thut weh.“
Ihre Klage ist nur ein Beispiel aus einem umfangreichen Briefwechsel zwischen Elisabeth Beier und ihrem Sohn Ferdinand (1878-1957). Der spätere Rechtsanwalt und Notar war während des Ersten Weltkriegs mehrere Jahre in Metz in Frankreich stationiert. Vor allem der Sohn schickte viele Feldpostbriefe und Postkarten. Die privaten Dokumente liegen im Nachlass Beier, den das Stadtarchiv Münster seit 1957 aufbewahrt.
Die Publikation „Zeugnisse von der ‚Heimatfront‘ - Westfalen und Lippe 1914 bis 1918“ entstand als Kooperationsprojekt des LWL-Museumsamtes für Westfalen und dem LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte. Im Vordergrund stehen die Ereignisse des Ersten Weltkrieges aus regionaler Perspektive. Den Blickwinkel der Daheimgebliebenen – der so genannten Heimatfront - dokumentieren Briefe, Tagebuchaufzeichnungen, Kriegs- und Schulchroniken.
Alle Dokumente geben einen Einblick in den Lebensalltag von Menschen in Westfalen und Lippe, die zwar nicht unmittelbar vom Kampfgeschehen betroffen waren, deren Welt aber auch durch den Krieg aus den Fugen geriet. Sie lebten in ständiger Sorge um ihre Männer, Söhne, Verwandten und Freunde. Dazu hatten sie fundamentale Engpässe bei der Versorgung mit Lebensmitteln, Heizmaterial und Kleidung zu bewältigen, die sich zum Ende des Krieges noch verstärkten.
Aus diesem Fundus an privaten Dokumenten und Chronikeinträgen geben die beiden Referentinnen eindrucksvolle Beispiele. Fotografien aus dem Umfeld der Briefeschreiberinnen und -schreiber, der Chronisten und Chronistinnen ergänzen die Texte.
Info: Themenabend im Stadtarchiv, An den Speichern 8, am Donnerstag, 27. Oktober, 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Aus Platzgründen ist eine Teilnahme nur mit Anmeldung (E-Mail: archiv@stadt-muenster.de oder Telefon 02 51/ 4 92-47 08) möglich.
Foto: Feldpostbriefe von Elisabeth und Ferdinand Beier. Auf die Rückseite seines Fotos aus dem Lazarett warnte der Sohn seine Mutter mit den Worten „Fall nicht um“ vor. Foto: Stadt Münster / Sammlung Stadtarchiv. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei
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Pressemitteilungen
21.10.2016
„Hunger thut weh“
Themenabend im Stadtarchiv / Zeugnisse von der Heimatfront des Ersten Weltkrieges
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