Münster (SMS) Lisa kommt morgens immer öfter zu spät in die Grundschule. Ihre Mutter schafft es nicht aufzustehen. Paul versteht es nicht, dass sich Papa von allen beobachtet und verfolgt fühlt. Und Marie hat schon mit 14 die Kontokarte ihrer Mutter in Verwahrung. Sie begleicht Rechnungen, teilt das Geld ein, bis ihre Mutter eine Betreuerin bekommt.
Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland 3 bis 4 Millionen Kinder und Jugendliche mit einem Elternteil leben, der vorübergehend oder dauerhaft an einer psychischen Störung erkrankt ist. Auch in Münster sind Kinder psychisch kranker Eltern keine Randgruppe. Von rund 45 000 Minderjährigen in Münster haben nach Schätzungen des Gesundheitsamtes 10 000 Kinder und Jugendliche Eltern, die an einer psychischen Störung und / oder Suchterkrankung leiden.
So sind in den letzten Jahren in Münster mehrere Angebote, Initiativen und Projekte für Kinder psychisch kranker Eltern entstanden. Die aktuellen Handlungsempfehlungen des münsterschen Netzwerkes der Unterstützer von Kindern psychisch kranker Eltern sollen effektive Hilfe in einem abgestimmten Miteinander von Gesundheitshilfe und Jugendhilfe gewährleisten.
Diese Empfehlungen wurden in Münster unter Federführung des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien der Stadt Münster in Kooperation mit den Kliniken der Universität, der LWL-Klinik und den Alexianern, der ambulanten Erwachsenen-, Kinder- und Jugendpsychiatrie, dem Psychotherapeuten-Netzwerk, den freien Trägern der ambulanten und stationären Jugendhilfe und dem Amt für Gesundheit, Veterinär- und Lebensmittelangelegenheiten für interessierte Fachkräfte entwickelt. Sie beleuchten die spezifische Situation der Kinder von psychisch kranken Eltern und beschreiben die in Münster vorhandenen Angebote und Hilfen. Die Handlungsempfehlungen schaffen eine verlässliche Grundlage für die frühzeitige und verbindliche Vermittlung von geeigneten Hilfen für die Kinder psychisch kranker Eltern.
Diese Kinder und Jugendlichen wurden lange Zeit nicht wahrgenommen. Sie sind oft nicht in der Lage, über die Erkrankung der Eltern und ihre Not zu sprechen. Erkrankte Erwachsene werden in der stationären klinischen Versorgung, in den Institutsambulanzen, Tageskliniken und psychiatrischen Praxen vorwiegend als Patienten, weniger als Eltern gesehen.
Erst seit wenigen Jahren sind diese Kinder und Jugendlichen zunehmend in das Blickfeld der Jugendhilfe und der Erwachsenenpsychiatrie gerückt: Einerseits tragen Kinder psychisch kranker Eltern ein deutlich erhöhtes Risiko, selber eine psychische Störung zu entwickeln, andererseits gilt die psychische Erkrankung eines Elternteils als Risikofaktor für Beeinträchtigungen in der Entwicklung des Kindes.
Foto: Sie gehören – neben anderen – zum Netzwerk von Unterstützern für Kinder psychisch kranker Eltern: Karl Materla, Dr. Anette Siemer-Eikelmann, Michael Kaiser, Anna Pohl und Udo Hartmann (v.l.) und haben verschiedene Angebote für diese Kinder und Jugendlichen in „Handlungsempfehlungen“ zusammengetragen. Foto: Presseamt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
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Pressemitteilungen
20.10.2016
Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern
„Vergessene Kinder“ / Arbeitskreis erstellt Handlungsempfehlungen
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