21.04.2016
Die spitze Feder von BURKH
Stadtmuseum Münster zeigt frühe Karikaturen von Burkhard Fritsche/ 100 Brennpunkt-Themen aus „Knipperdolling“ und „Stadtblatt“
Münster (SMS) Er signiert immer mit BURKH, verpasst seinen Helden konsequent Knollennasen und begann seine Karriere in Münster. Mit Biss, Ironie und unverwechselbarem Strich karikierte Burkhard Fritsche zwischen 1976 und 1994 Brennpunkt-Themen aus Politik, Kultur, Sport und Gesellschaft - zuerst im linksalternativen „Knipperdolling“, anschließend im Nachfolgermagazin „Stadtblatt“. Das Stadtmuseum zeigt aus dieser Schaffenszeit 100 Karikaturen und Cartoons in seiner neuen Ausstellung.
Sie geben aus der Sicht eines Beteiligten einen Einblick in die bunten und bewegten Dekaden zwischen der Etablierung alternativer Gruppierungen in Münster, dem Einzug der Grünen 1979 in den Rat und der ersten rot-grünen Stadtregierung im Jahr 1994. „Diese Jahre sind bereits Teil der jüngsten Zeitgeschichte. Die Ausstellung ruft pointiert ins Gedächtnis, welche Veränderungen sich auf politisch-gesellschaftlicher Ebene seit Ende der 1970er Jahre vollzogen haben“, sagt Dr. Barbara Rommé, Direktorin des Stadtmuseums Münster.
Burkhard Fritsche - er lebt mit seiner Familie in Köln - kam zum Studium nach Münster, war an der Kunstakademie Meisterschüler in der Klasse Timm Ulrichs. Ab 1976 publizierte er im „Knipperdolling“. 1981 gründete Fritsche mit 14 anderen Mitstreitern das Szene-Magazin „Stadtblatt“, dem er bis zur letzten Ausgabe 1994 treu blieb.
Fritsche überspitzt und verdichtet auf dem Papier lokale Ereignisse und Personen ebenso wie aktuelles Zeitgeschehen und klammert auch Medien, Religion und Sport nicht aus. Ausstellungskurator Dr. Axel Schollmeier: „Nichts und niemand war vor der spitzen Feder des Zeichners sicher.“ Im Lauf der Jahre lasse sich aber eine Akzentverschiebung erkennen: „Neben lokalen Themen gewinnen allgemeine politische oder gesellschaftliche Inhalte an Stellenwert“, so der stellvertretende Museumsleiter.
Lange Knollennasen als Markenzeichen
Markenzeichen von BURKH war und ist die lange und knollige Nase seiner Figuren. Mit feinem Strich gelingt ihm dennoch eine erstaunliche Vielfalt an Physiognomien und Gesichtsmimik, reale Personen erkennt der Betrachter auf den ersten Blick. Fritsches Zeichnungen sind stets bissig und überschreiten mitunter bewusst die Grenzen des guten Geschmacks. Damit versinnbildlichen sie Zweck und Wesen der Karikatur.
Bis heute arbeitet Burkhard Fritsche mit Tuschen und Farben auf Papier. In der Ausstellung lassen sich aber auch die Veränderungen durch den Wandel der Drucktechnik ablesen. Die frühen Zeichnungen waren ausschließlich schwarz-weiß, dann kam manchmal eine zweite Farbe hinzu. Mit der höheren Auflage des „Stadtblattes“ und farbigen Anzeigen auf der Umschlagsrückseite, wurden kolorierte Karikaturen als Titelblatt veröffentlicht.
Wer nach aktuellen Werken des bundesweit renommierten Karikaturisten sucht, findet sie in zahlreichen Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen - von der TAZ über Die Zeit und Welt am Sonntag bis zu Eulenspiegel oder Focus. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt und in über zwanzig eigenen Büchern sowie in Sammelbänden veröffentlicht. Burkhard Fritsche erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den „Deutschen Karikaturenpreis“.
Info: Ausstellung „BURKH - Die Karikaturen von Burkhard Fritsche in Knipperdolling und Stadtblatt (1976–1994)“, 22. April bis 24. Juli, Stadtmuseum Münster, Salzstraße 28, dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr, samstags/sonntags 11 bis 18 Uhr, Eintritt frei.
Fotos (4):
Autonome Republik Münster - eine Zeichnung von Burkhard Fritsche aus dem Jahr 1992. Foto: Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Diese Karikatur von Burkhard Fritsche ziert den Titel einer Stadtblatt-Ausgabe 1986. Foto Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Sitzt was im Busch? Kommunalwahl in Münster - gesehen 1979 von Burkhard Fritsche. Foto: Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Burkhard Fritsche in seinem Kölner Atelier. Foto: Can Fritsche. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.