(SMS) Die Amerikaner brachten 1958 den Stein ins Rollen: Sie beschlossen, die kulturelle Informationstätigkeit ihrer Botschaften zu beschränken und die Autobüchereien einzustellen. Doch wohin mit den ausgemusterten Bussen? Zum Beispiel nach Münster, lautete die Antwort. Der Kulturattaché des amerikanischen Generalkonsulats in Düsseldorf bot der Stadt Münster den Bücherbus des Amerika-Hauses in Essen an. Damit begann in Münster die Geschichte der Autobücherei, die in diesem Jahr vom 24. bis 28. August mit einer Festwoche ihren 40. Geburtstag feiert.
Rund 6000 Bürgerinnen und Bürger strömen heute pro Monat in die beiden Bücherbusse, die mittlerweile 33 Haltestellen anfahren. „Inzwischen stehen die Bücherbusse bundesweit an der Spitze der technischen Entwicklung“, erklärt Bibliotheksdirektorin Monika Rasche. Durch Funk sind die Busse „online“ mit dem Zentralrechner der Hauptstelle am Alten Steinweg verbunden. Bücher aus der Hauptstelle werden dank der neuen Technik problemlos im Bücherbus verlängert oder zurückgenommen.
Verkaufswagen mit Auslage
Rückblende: Im März 1958 teilte die amerikanische Botschaft in Bonn der Stadt Münster mit, die Regierung der Vereinigten Staaten würdige mit dem Geschenk die fortgesetzten Bemühungen der Bevölkerung Münsters um die deutsch-amerikanische Freundschaft. Die offizielle Übergabe der mobilen Bibliothek, die einem Verkaufswagen mit überdachter Auslage glich, fand am 3. Mai statt. Zu dem Festakt kamen auch der amerikanische Kulturattaché, Mr. Steiner, und der Leiter des Amerika-Hauses, Mr. William J. Sailer, nach Münster. Oberbürgermeister Dr. Peus und Oberstadtdirektor Austermann versicherten, „daß das Bücherauto im Dienste der deutsch-amerikanischen Freundschaft eine hohe Aufgabe erfüllen wird“.
Mit 3000 Büchern fing es an
Der Buchbestand umfaßte in den Anfängen 3000 Bände, die einzige Haltestelle befand sich an der Städtischen Handelslehranstalt. Dort wurden im ersten Jahr 836 Bände ausgeliehen. Bereits im zweiten Jahr erhöhte sich die Zahl der Ausleihen auf 3732 Exemplare. Zwei weitere Haltestellen in Coerde und an der Bischopinkstraße kamen hinzu. 1961 hatte das amerikanische „Bookmobile“ ausgedient, ein moderner Sattelschlepper übernahm seine Aufgaben und steuerte jetzt 13 Haltestellen an. 27640 Ausleihen wurden registriert.
1979 bekommt die Autobücherei Verstärkung: Ein zweiter Bücherbus rollt durch Münsters Stadtbezirke, so daß nun auch die 1975 eingemeindeten Gebiete mit Literatur aus der Stadtbücherei versorgt werden können. Dies treibt natürlich die Ausleihzahlen in die Höhe. Die Busse fahren 31 Haltestellen an und erzielen 229 572 Ausleihen im Jahr. 1981 wird auch der 20 Jahre alte Sattelschlepper außer Dienst gestellt und durch einen modernen Bücherbus ersetzt. Die Verwaltung der Autobücherei bezieht 1985 Räumlichkeiten auf dem Gelände des Stadtreinigungsamtes.
25 000 Medien zur Verfügung
Bibliotheksdirektorin Monika Rasche verweist auf eine Gesamtausleihe von 4 871 437 Mio. Medien in den vergangenen 40 Jahren. „Die Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern in den Stadtbezirken, in denen die Busse Station machen, ist sehr hoch.“ Den Benutzerinnen und Benutzern stehen heute 25 000 Medien zur Verfügung. Bücher, Zeitschriften, Cassetten, Karten, Spiele und CDs gehören dazu. Anläßlich des Jubiläums wird das Angebot noch um Kindervideos erweitert.
Seiteninhalt
Pressemitteilungen
27.08.1998