Wer glaubt, in Krisensituationen sei der gerufene Arzt nur medizinisch gefordert, irrt. Gerade bei Notfällen mit psychisch Kranken gilt es, die Ängste und Belastungen des Patienten, oft auch Sorgen von Angehörigen und diverse gesetzliche Vorgaben zu berücksichtigen. Der Arbeitskreis Psychiatrie weiß um diese Anforderungen und bietet Ärztinnen und Ärzten mit einer neuen Broschüre praxisnahe Hilfe an.
Die Handlungsleitlinien zur Unterbringung von psychisch Kranken sind aber auch geeignet, um anderen professionellen Helfern aus Krankenhaus und Sozialarbeit, von Polizei und Feuerwehr sowie Angehörigen und Bezugspersonen die wesentlichen Schritte des Verfahrens zu veranschaulichen. "Natürlich hat die ambulante Betreuung so lange wie möglich Priorität", erklärt Dr. Eckhard Gollmer vom städtischen Gesundheitsamt, der das Heft mit Dorothee Feller, Juristin bei der Bezirksregierung Münster, verfaßt hat. "Manchmal aber läßt sich die stationäre Unterbringung nicht vermeiden. Manche Patienten müssen auch gegen ihren Willen ins Krankenhaus gebracht werden. In dieser Situation entstehen für alle Beteiligten ähnlichen Belastungen wie bei einer intensiv-medizinischen Maßnahme."
Um trotzdem noch eine ruhige Gesprächsatmosphäre zu schaffen, kann es beispielsweise helfen, eine Vertrauensperson des Patienten hinzuzuziehen. Derweil kann ein Mitarbeiter bei Angehörigen oder Nachbarn zusätzliche Informationen erfragen, so daß sich der Arzt ganz auf den Patienten konzentrieren kann.
"Für die Kolleginnen und Kollegen sind Unterbringungen nicht gerade Alltagsgeschäft, und besonders die juristischen Voraussetzungen sind nicht jedem Arzt immer gleich geläufig", so Dorothee Feller. Das Heft informiert über die erforderlichen Angaben für das ärztlich Zeugnis, über die Vorbereitungen für die Aufnahme wie den Transport und über die unterschiedlichen Aufnahmemodalitäten in den Krankenhäusern. Auch die Fragen, wie lange ein Patient gegen seinen Willen untergebracht werden kann und wie das Gericht eingeschaltet werden muß, werden beantwortet.
Die praxisnahen Ratschläge wurden im Arbeitskreis Psychiatrie zusammengetragen, dem rund 15 engagierte psychiatrische Einrichtungen aus ganz Münster angehören. Die Broschüre, die mit dem Presse- und Informationsamt der Stadt Münster erstellt wurde, wird an Ärztinnen, Ärzte und Krankenhäuser verteilt. Interessierte können sie außerdem in der Bürgerberatung, Heinrich-Brüning-Straße 9, erhalten.
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Pressemitteilungen
23.11.1998