Zuvor hatte die Oberbürgermeisterin den Friedensnobelpreisträger im historischen Friedenssaal des Rathauses empfangen. Dort mahnt eine alte lateinische Inschrift, aus dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg zu lernen: „Pax optima rerum“ - Friede ist das höchste Gut.
Bei seinem eintägigen Aufenthalt im zentralen Ort des für Europa epochalen Friedensschlusses pflanzte der Dalai Lama auf einem ehemaligen Kasernengelände mit einer sechs Meter hohen Kastanie die Keimzelle zu einem Friedenspark. Mit dem Park beginnt die Konversion einer 88 Hektar großen Fläche, die sechs Jahrzehnte für die Öffentlichkeit unzugänglich war. Hier entsteht ein modellhaftes Gewerbegebiet, dessen Zentrum der 15 Hektar große Friedenspark bilden wird.
Zusammen mit dem Dalai Lama hielt sich Premierminister Sein Win von der Exilregierung Burmas in Münster auf. Er vertrat die Friedensnobelpreisträgerin und Gewinnerin der letzten freien Wahlen in Burma, Aung San Suu Kyi, die in ihrer Heimat unter Hausarrest steht.
Der Westfälische Friede steht für den Abschluß langer und schwieriger Verhandlungen, die den kriegerischen Auseinandersetzungen im Herzen Europas im Jahr 1648 ein Ende setzten. Daran knüpfen die Friedensbotschaft von Münster und die Botschaft des Dalai Lama an. Das religiöse und politische Oberhaupt Tibets und Oberbürgermeisterin Tüns verkündeten diese als Höhepunkt und Abschluß einer zweistündigen Live-Sendung des WDR aus der Friedensstadt.
„Erst wenn wir einen Sinn für universale Verantwortlichkeit entwickeln, ein Verständnis, daß wir alle auch für Glück und Zufriedenheit anderer Lebewesen verantwortlich sind, haben wir ein standfestes Fundament für einen Frieden zwischen allen Lebewesen und somit zwischen allen Nationen und Völkern. Ich bin überzeugt, es gibt keine kulturellen, religiösen oder nationalen Barrieren, um ein gutes Herz und einen Sinn der Verantwortlichkeit zu entwickeln“, heißt es in der Botschaft des Dalai Lama. Er forderte dazu auf, „das nächste Jahrhundert zu einem Jahrhundert von Dialog und gewaltfreier Konfliktlösung zu machen. Jedes Lebewesen hat eine Verantwortung, an diesem Ziel mitzuarbeiten, und jeder von uns kann etwas verändern und eine Welt mitgestalten, in der Gewaltlosigkeit und Mitgefühl regieren.“
In der Friedensbotschaft von Münster heißt es: „Der Appell für ein friedliches und gewaltfreies Miteinander der Menschen richtet sich nicht allein an Regierungen und Parlamente, Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen. Entscheidend ist und bleibt immer die individuelle Bereitschaft jedes Einzelnen zu friedlicher Kommunikation auf der Basis von Verständnis, Toleranz und Gewaltfreiheit. Dafür sollten alle Menschen kämpfen - überall in der Welt!“