"Viele Spätaussiedler haben Probleme mit ihrer kulturellen Identität", sagt Manfred Choinski von der Projektgruppe "Spätaussiedler" beim Stadtdekanat Münster. "Zwar sind sie nach dem Gesetz Deutsche, in der Regel sind ihnen jedoch die russische Sprache und Kultur wesentlich vertrauter als die Sprache und der Alltag in der Bundesrepublik. Die daraus folgenden Minderwertigkeitsgefühle führen häufig dazu, daß sich die Menschen als Gruppe immer mehr zurückziehen und nach außen abgrenzen."
Orientierungslosigkeit und Frustration
Besonders Kinder und Jugendliche erleben die Konfrontation mit ihrer neuen Lebenswelt sehr deutlich. Kaum vorhandene Deutschkenntnisse und Ausbildungsdefizite führen bei den jungen Aussiedlern zu Orientierungslosigkeit und Frustration. Sie verschließen sich gegenüber anderen, erfahren aber auch selbst Ausgrenzung. Häufig müssen sie erleben, in ihren Herkunftsländern als Deutsche und hier als Russen beschimpft zu werden. Ihre deutsch-russische Kultur wird von den Einheimischen weitgehend nicht akzeptiert.
Deutsch für Aussiedler
Die Öffentlichkeit erwartet von den Aussiedlern, daß sie sich schnell an die deutsche Alltagskultur anpassen. Wichtigste und grundlegende Voraussetzung zu ihrer Integration ist das Erlernen der Sprache. In Münster bieten zahlreiche Träger spezielle Deutschkurse für Aussiedler an, die meist vom Arbeitsamt oder von der Stadt Münster über den staatlichen Garantiefonds bezahlt werden. 1998 standen der Stadt insgesamt 1,8 Millionen Mark aus den Bundesmitteln zur Verfügung. Damit konnten 427 Aussiedler in unterschiedlichen Fördermaßnahmen unterstützt werden. Schulpflichtige Aussiedler, die die deutsche Sprache nur mangelhaft beherrschen, werden in Münster in speziellen Vorbereitungsklassen auf den normalen Unterricht vorbereitet. Diese Maßnahme dauert in der Regel zwischen sechs Monaten und einem Jahr. Kinder und Jugendliche erhalten zusätzlich Sprachunterricht, der aus dem Garantiefonds bezahlt wird.