"Diese Buchpublikation entstand als Teamarbeit über mehrere Jahre", erläutert Prof. Dr. Franz-Josef Jakobi, Leiter des Stadtarchivs. Der Band ersetze die alte Kurzübersicht von 1982, die nach dem Umzug des Archivs vom Krameramtshaus in das Lotharinger Kloster an der Hörsterstraße (1978) erarbeitet wurde und in vielen Bereichen nicht mehr aktuell sei. Jakobi: "Sie ist gedacht als unentbehrliche Handreichung für alle, die das Archiv benutzen". Durch diese Beständeübesicht werde zugleich deutlich, "welch bedeutende Überlieferungsschätze das Archiv als institutionalisiertes Gedächtnis der Stadt hütet".
Die Übersicht umfaßt die historischen Bestände (Ratsarchiv, Gerichtsarchiv, Stiftungsarchiv, Kirchen und Klöster), die bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen. Sie enthält die Registraturen der preußischen Stadtverwaltung des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie das Verwaltungsarchiv ab 1945. Außerdem sind die umfangreichen Sammlungen des Archivs mit Handschriften, Karten und Plänen, Fotos, Plakaten und Flugblättern, Postkarten, Zeitungen und Zeitungsausschnitten erfaßt. Aufgeführt sind schließlich auch zahlreiche aus Privatbesitz stammende Nachlässe und Deposita.
Weinrechnungen und Stadtschulden
Wie reichhaltig das überlieferte Gut ist, zeigt allein ein Blick in das alte Ratsarchiv mit seiner Serie der Ratsprotokolle von 1564 bis 1802 (212 Bände) und der dazu gehörenden Unterlagen, der Schatzungsregister (679 Bände) und Amtsbuchserien, der ca. 3000 Bürgertestamente sowie der Schriftgutfülle aus Verwaltungs- und Gerichtstätigkeit des Rates. Ob Wegerechte in der Loddenheide anno 1750, fünf Bände Weinrechnungen ab 1577 oder Schulden der Stadt bei einzelnen Gläubigern im 17. Jahrhundert - der Quellenfundus ist beträchtlich.
Plakate und Portraits
Schätze der besonderen Art enthälten auch die archivischen Sammlungen. 500 Portraits als Kupfer-, Holz- oder Stahlstich, Lithos oder Gemälde sind im Archiv ab dem Jahr 1537 erfaßt. 1914 nahm das Stadtarchiv seine intensive Sammlungstätigkeit von überwiegend politischen Plakaten und Flugblättern auf - 200 Flugblätter allein zu den beiden Weltkriegen sind heute noch verfügbar. In 47 Kartons lagern an die 1400 Zeitungsbände - überwiegend lokale Tageszeitungen. Das "Münsterische gemeinnützliche Wochenblatt - Münsterisches Intelligenzblatt" von 1754 bildet den Auftakt dieser Sammlung. Stadtgeschichtliche Dokumentationen, u.a. zu Themen wie Literatur, Theater, Karneval, komplettieren die Übersicht.
Übersicht in Stichworten
Alle Artikel zu den einzelnen Teilbeständen, für die jeweils eine Bearbeiterin oder ein Bearbeiter verantwortlich zeichnet, sind nach einem einheitlichen Schema aufgebaut. Im Mittelpunkt steht eine stichwortartige Übersicht über die jeweiligen Inhalte. Sie liefert Informationen über die Entstehung des Bestandes, über Umfang, Erhaltungszustand und die Benutzbarkeit sowie über Fachliteratur, die Auskunft gibt zum historischen Aussagewert.
Der Beständeübersicht ist eine ausführliche Einleitung vorangestellt. Sie enthält eine Aufgaben- und Funktionsbeschreibung des Stadtarchivs mit Beispielfällen über die projektorientierte Arbeitsorganisation der zurückliegenden Jahre. Das gilt für die Sicherung der Überlieferungskontinuität durch die Bildung neuer Bestände und die Fortführung schon bestehender, und auch für die Erforschung und Darstellung der Stadtgeschichte durch große Arbeitsvorhaben wie die dreibändige Gesamtdarstellung der "Geschichte der Stadt Münster" (1993) oder die inzwischen drei Bände umfassende "Geschichte der Stiftungen und des Stiftungswesens in Münster". Für die historische Bildungsarbeit stehen Projekte wie die Reihe "Geschichte original am Beispiel der Stadt Münster" oder auch der Schüler-Wettbewerb "Deutsche Geschichte".
Abgerundet wird die Bestandsübersicht durch einen Überblick über die Geschichte des Stadtarchivs - sie läßt sich bis ins Spätmittelalter zurückverfolgen - sowie praktisch organisatorische Hinweise von den Öffnungszeiten und der Benutzungsordnung bis hin zu einem Nachweis der vom Stadtarchiv betreuten stadtgeschichtlichen Publikationen.
Das Stadtarchiv und seine Bestände. Hg. Stadt Münster, Stadtarchiv, Münster 1998 (15 Mark).