Viele Frauen, die auf der Straße leben, versuchen ihre Notlage zu verbergen. Oft erhalten sie lange Zeit ein unauffälliges Erscheinungsbild aufrecht - aus Angst vor Diskriminierung und aus Scham. Es handelt sich um Frauen, die mit oder ohne Kinder in ein Frauenhaus geflüchtet sind. Sie kommen aus psychiatrischen Kliniken, aus Haftanstalten oder sind vorübergehend bei Freunden untergekommen.
„Frauen verfügen in Notlagen über ein hohes Selbsthilfepotential“, so Michael Mayer von der münsterschen Arbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. Sie suchen alleine nach Lösungen, nehmen Einschränkungen bis unter das Existenzminimum in Kauf. Die Folgen: Sinkende Lebenserwartung, körperliche und psychische Erkrankungen. Zusätzlich sind sie von Gewalt und sexuellen Übergriffen bedroht.
Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft verfügt Münster über ein gutes Hilfenetz für wohnungslose Frauen. In Trägerschaft des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und des Diakonischen Werkes werden ambulante Angebote wie Essensausgabestellen, Beratungsangebote, aufsuchende Straßensozialarbeit und Kleiderkammern, aber auch ausreichende stationäre Übernachtungs- und Wohnangebote an mehreren Stellen in Münster vorgehalten.
„Wohnungslose Frauen wahrnehmen statt ausgrenzen“ bringt Michael Mayer ein wichtiges Anliegen der Arbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe auf den Punkt. Frauen sollten in der Wohnungsnotfall-Statistik getrennt ausgewiesen werden. Außerdem: Niederschwellige und offene Angebote sollten ihnen den Zugang zu Hilfsangeboten erleichtern. In Obdachlosenunterkünften sind Privatsphäre, Sauberkeit und Hygiene verstärkt zu beachten. Und nicht zuletzt hat die Wohnungspolitik für genügend Sozialwohnungen speziell für Singles zu sorgen.
Als Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft beteiligen sich SkF und Diakonisches Werk am 11. September an der bundesweiten Aktion „Die Stadt gehört allen!“. Sie werden von 10 bis 15 Uhr mit Infoständen und Aktionen vor dem Hauptbahnhof und im Fußgängertunnel vertreten sein.