Tibet und Burma werden am 7. Juni stellvertretend für den gewaltfreien Kampf um Frieden und Menschenrechte in vielen Krisenherden auf der Welt stehen. Der Tag zieht die Linie vom europäischen Friedensschluß des Jahres 1648 zu den Herausforderungen der Gegenwart. Zusammen mit dem Dalai Lama war die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi eingeladen worden. Die Gewinnerin der letzten freien Wahlen in Burma steht allerdings unter Hausarrest. Möglicherweise hätte sie ausreisen, dann aber vermutlich nicht wieder nach Burma zurückkehren dürfen. Sie wird deshalb von Sein Win vertreten, dem Premierminister der Exilregierung. Sein Win errang bei den Wahlen im Jahr 1990 ebenfalls einen Parlamentssitz, mußte aber wie viele andere Parlamentarier aus Burma fliehen.
Gemeinsame Veranstalter des "Tibet-Burma-Tages" in Münster sind amnesty international, das Burma Büro, die Gesellschaft für bedrohte Völker, terre des hommes und die Tibet Initiative Deutschland. Sie werden tatkräftig von der Stadt Münster unterstützt. Kooperationspartner ist außerdem die GML Gewerbepark Münster-Loddenheide GmbH, die den neuen Park als zentrales Element auf dem ausgedehnten ehemaligen Militärgelände anlegen läßt, auf dem modellhafte gewerbliche Arbeitsplätze entstehen sollen.
"My Visions for Tibet" lautet das Thema des öffentlichen Vortrags in der Halle Münsterland (10 Uhr), in dem der Dalai Lama über die Zukunft seiner Religion und seines Landes sprechen wird. Ebenfalls öffentlich ist die Pflanzaktion für den Park, die den Auftakt zur Konversion des ehemaligen Kasernengeländes bildet (11.30 Uhr; Eingang zu dem Militärgelände an der Straße Loddenheide in Höhe des ratio-Baumarktes).
Schießstand-Befestigung soll Ruine werden
Mit dem Park erhalten die Bürgerinnen und Bürger das seit 60 Jahren unzugängliche, insgesamt 88 Hektar große Kasernengelände zurück. Die Loddenheide ist ein herausragendes Beispiel für friedliche Umnutzung militärischer Liegenschaften. Im Zentrum des als massives Backstein-U befestigten Schießstandes entsteht ein Ort der Ruhe und Erholung. Die Befestigung wird später zur Hälfte abgetragen, die andere Hälfte wird als Ruine an die militärische Vergangenheit erinnern.
Im Halbkreis um die Kastanie des Dalai Lama werden die Oberbürgermeisterin und Ehrengäste sechs Linden pflanzen. Unter ihnen befinden sich Sein Win und der britische Brigadier Christopher Price (ehemals in Münster stationiert), außerdem Vertreter der beiden nichtstädtischen GML-Mitgesellschafter Sparkasse und WestLB. Die Symbolik spricht für sich: Beim Aufrichten der Friedensbäume helfen britische Soldaten als ehemalige Nutzer des Militärgeländes.
Anschließend wird ein ovaler, jadegrüner Gedenkstein enthüllt (1,2 Meter breit, 60 Zentimer hoch; Entwurf: Architekten Bolles u. Wilson, Münster). Er trägt die umlaufende Inschrift:
Frieden nimmt bei jedem von uns seinen Anfang. Tenzin Gyatso, Seine Heiligkeit der 14. Dalai Lama von Tibet und Träger des Friedensnobelpreises, pflanzte im 350. Jahr des Westfälischen Friedens diese Kastanie inmitten des früheren Schießstandes am 7. Juni 1998 und widmete 15 Hektar des ehemaligen Militärgeländes Loddenheide zum Park für Frieden und Verständigung.
Das Parkgelände entwickelt sich in den nächsten Jahren schrittweise mit der Entmunitionierung, der Beseitigung von Altlasten und den Erschließungsarbeiten. Jährlich wird es öffentliche Feste geben. Bei diesen werden jeweils neue Elemente des Parks vorgestellt, beispielsweise ein Spielplatz für Kinder und Erwachsene, besondere Pflanzungen, ein Kunstwerk oder eine Freiluft-Ausstellung.
Die Kastanie des Dalai Lama erhält später eine Rundbank. Von hier fällt der Blick auf Wasserflächen, einen Hügel mit Rotbuchen, Spielflächen, eine von alten Bäumen umgebene ehemalige Kirche und die sechs Friedenslinden.
Empfang und Konzert mit Simple Minds
Am Nachmittag empfängt Oberbürgermeisterin Tüns den Dalai Lama und Sein Win im historischen Friedenssaal des Rathauses. Wo vor 350 Jahren der Westfälische Friede geschlossen wurde, tragen sich die Ehrengäste in das Goldene Buch der Stadt ein. Anschließend (16.30 Uhr) begeben sie sich zur laufenden Fernsehübertragung des WDR anläßlich des großen Friedenskorsos des Westfälischen Heimatbundes auf den Domplatz. Dort wird der Dalai Lama interviewt, er verkündet zusammen mit der Oberbürgermeisterin vor laufenden Kameras eine "Friedensbotschaft von Münster".
Als "bislang wohl spektakulärsten Act im zweitgrößten Freibad Nordrhein-Westfalens" charakterisieren Insider der Musikszene den Auftritt von Simple Minds im Freibad Münster-Hiltrup - und vergessen nicht den Zusatz: "Dem Westfälischen Frieden sei Dank!" Die schottische Band wird ihr Album "Néapolis" und ihre größten Hits vorstellen. Ebenfalls dabei ist der legendäre Rock-Oldie Bob Geldof, der unter anderem durch das Live Aid Konzert weltbekannt geworden ist. Den Auftakt macht die amerikanische Ska-Combo Long Beach Dub Allstars (Einlaß ab 16 Uhr, Beginn 17 Uhr). Veranstalter ist die Halle Münsterland in Zusammenarbeit mit dem Konzertbüro Schoneberg. Die Open Air-Veranstaltung steht unter dem Motto "Power of non-violence". Voraussichtlich gegen 18 Uhr wird der Dalai Lama zu den Konzertbesuchern sprechen; gegen 20 Uhr wird Sin Wein erwartet.