Münster (SMS) Der Eichenprozessionsspinner, dessen Raupen für Mensch und Tier gefährlich werden können, verbreitet sich seit einigen Jahren auch in Münster massiv - trotz aller Bekämpfungsaktionen. "Im Jahr 2016 haben wir rund 800 Gespinste beseitigt, 2017 waren es schon 2000 und im vergangenen Jahr stieg die Zahl auf mehr als 6000", berichtet Stadtförster Hans-Ulrich Menke. Um effektiver gegensteuern zu können, geht die Stadt nun neue Wege: Ab Ende April / Anfang Mai, wenn die Eichenblätter austreiben, werden rund 1000 Eichen an einigen Straßenzügen im südwestlichen Stadtgebiet sowie am Heumannsweg, in Handorf und Gelmer von einem Hubsteiger aus mit einem Biozid besprüht. Die Arbeiten übernimmt eine erfahrene Fachfirma, die seit Jahren vergleichbare Aktionen am Niederrhein durchführt. Während der Bekämpfungsaktionen kann es zu kurzfristigen Straßensperrungen und Behinderungen kommen.
Da das Biozid ab dem dritten Larvenstadium seine Wirksamkeit zunehmend verliert, hat die Stadt außerdem Verträge mit drei Fachfirmen geschlossen, die die Raupen des Eichenprozessionsspinners mechanisch - vor allem durch Absaugen - bekämpfen. Die Firmen arbeiten mit Unterstützung von Hubsteigern in vier Kolonnen im gesamten Stadtgebiet. Zusätzlich setzt die Stadtverwaltung zwei eigene vom Boden aus arbeitende Kolonnen für die kurzfristige Bekämpfung von Raupen und Gespinsten bis zu einer Höhe von etwa fünf Metern ein.
Das vom Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit erarbeitete Konzept zur intensiven Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners hat der Ausschuss für Umweltschutz, Klimaschutz und Bauwesen im November 2018 beschlossen.
Der Eichenprozessionsspinner ist ein heimischer Nachtfalter, der die Wärme liebt. Seine Larven ernähren sich von den Blättern der Eiche und finden sich vor allem auf einzeln stehenden, von der Sonne beschienenen Bäumen und in lichten Wäldern. Für den Menschen gefährlich sind die Haare der Raupen vom dritten bis sechsten Larvenstadium (Mai, Juni). Sie setzen sich unter anderen an Kleidern und Schuhen fest und lösen bei Berührungen häufig toxische, pseudoallergische Reaktionen aus. Die (fast unsichtbaren) Brennhaare dringen leicht in Haut und Schleimhäute ein und können sich dort verhaken.
Nester an Schulen, Kindertagesstätten, Spiel- und Sportplätzen oder an Wohnstraßen in Reichweite von Kindern werden möglichst zeitnah beseitigt. "Durch regelmäßige Kontrollen kennen wir die besonders sensiblen Bereiche im Stadtgebiet", sagt Hans-Ulrich Menke. "Es ist daher nicht mehr notwendig, jeden einzelnen Fund beim Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit zu melden." Er weist ausdrücklich darauf hin, dass eine flächendeckende Beseitigung aller Raupen und Gespinste - auch an Waldwegen oder im Außenbereich - nicht möglich ist.
Sind die betroffenen Bäume in privatem Besitz, müssen die Eigentümer die notwendigen Maßnahmen veranlassen. Weitere Informationen gibt es im Stadtportal unter: www.stadt-muenster.de/umwelt/baeume/baumkrankheiten.