Münster (SMS) Die vier öffentlichen und privaten Grundstückseigentümer am Mittelhafen bitten die Männer und Frauen, die sich dort in derzeit etwa zehn Zelten und zwei Wohnwagen aufhalten, das "wilde Camp" abzubauen. Alle Eigentümer wollen das Ordnungsamt schriftlich ermächtigen, dort in ihrem Namen notfalls auch einen Platzverweis auszusprechen. Zugleich versicherten sie sich, dass in Münster die Strukturen für eine sozial angemessene, menschenwürdige Unterbringung bereits vorhanden sind. Diese Angebote sollen den "Campern" nahegebracht werden. Ergänzend wird in den nächsten Wochen der ehemalige Landfahrerplatz in Nienberge soweit instandgesetzt, dass er auch den "Campern" vom Dortmund-Ems-Kanal als zusätzliche Alternative angeboten werden kann.
Wie sich bei einem Gespräch mit Teilnehmern aus der städtischen Sozial-, Gesundheits-, Jugend- und Ordnungsverwaltung, aus dem Haus der Wohnungslosenhilfe, dem Immobilienmanagement, den Stadtwerken und weiteren Eigentümer-Vertretern zeigte, existiert ein Camp am Mittelhafen in wechselndem Umfang bereits seit etwa zwei Jahren. Nur war das bislang nicht Thema in der öffentlichen Wahrnehmung.
Eine wesentliche Ursache ist die Armutsmigration aus Osteuropa. Alle größeren Städte in Deutschland sind davon betroffen, viele in weit größerem Maß als Münster. Einhelliger Tenor aller Einrichtungen, Ämter und Grundstückseigentümer: Die Städte können die Ursachen dieser Armutsmigration nicht beseitigen, sie können sie mit ihren Mitteln auch nicht steuern. Sie können nur versuchen, mit ihren eng begrenzten Ressourcen sozial angemessen zu reagieren. Münster bietet schon jetzt die Infrastruktur für einen menschenwürdigen Umgang mit den Betroffenen. Falls aus aktuellem Anlass noch etwas nachzubessern ist, wird das im Einzelfall geschehen.
Gleich ob Armutsmigranten aus Osteuropa oder Deutsche: Alleinstehende Männern aus dem Camp bieten Stadt und Haus der Wohnungslosenhilfe an, im ehemaligen HUK-Gebäude zu übernachten. Dort besteht zudem die Verbindung zum Haus der Wohnungslosenhilfe mit seiner Infrastruktur, von der besonders alte, kranke und gehandicapte Personen profitieren können. Für alleinstehende Frauen wird geklärt, dass sie in der Übernachtungsstelle des Gertrudenhauses unterkommen können. Familien mit Kindern halten sich nicht in dem Camp auf; Ausnahme ist eine Familie, die jedoch erklärt hat, dass sie am Donnerstag, 10. Mai, in ihre Heimatstadt zurückkehren wird.
Wer weiterhin ein "Camp" den Angeboten HUK-Gebäude und Gertrudenhaus vorzieht, kann dafür künftig den ehemaligen Landfahrerplatz in Nienberge nutzen. Die Stadt wird ihn in den nächsten Wochen herrichten. Gemeinsam mit den Stadtwerken bemüht sie sich, den Platz mit einem Sanitärcontainer mit Toilette und Waschgelegenheit auszustatten. Voraussichtlich müssen dazu erst noch Leitungen erneuert werden. Ziel: Bis Ende Mai wird das Angebot zur Verfügung stehen.
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Pressemitteilungen
10.05.2012