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Stadtmuseum Münster
Salzstraße 28
D-48143 Münster
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museum
@stadt-muenster.de

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dienstags - freitags
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samstags, sonn- und feiertags 11-18 Uhr,
montags geschlossen,
besondere Öffnungszeiten im Zwinger

Sonderöffnungszeiten an den Feiertagen werden unter Aktuell bekannt gegeben.

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5. November 2011 bis 18. März 2012

Chile Solidarität. Für die Opfer der Militärdiktatur (1973-1990)

Die Nachricht vom blutigen Militärputsch in Chile und dem Tod des Präsidenten Salvador Allende am 11. September 1973 füllt tags drauf die Titelseiten aller Zeitungen in Europa. In Münster - wie in vielen anderen Städten - reagiert man spontan. Noch am 12. September gründet sich der „Initiativkreis Solidarität mit Chile", eine erste Kundgebung wird auf die Beine gestellt. Erstmals wird nun  die große Sympathiewelle für das chilenische Volk in einer Ausstellung aufgearbeitet. Das Stadtmuseum zeichnet die breit angelegte Chile Solidarität in Münster der Jahre 1973 bis 1990 nach und bettet diese Aktivitäten ein in das weltpolitische Geschehen.

Briefe, Flugblätter, Plakate, Infoschriften - eine Fülle originaler Exponate jener Jahre haben Museumsleiterin Dr. Barbara Rommé sowie Professorin Dr. Silke Hensel und Barbara Rupflin vom Exzellenzcluster "Religion und Politik" der Universität zusammengetragen. Erhalten ist eine Spendenbüchse, mit der auf Straßen, bei Volksläufen und Demos gesammelt wurde. Die reproduzierten Sandwichplakate, vor allem aber ein großes Transparent mit den Nationalfarben Chiles im Zentrum einer Friedenstaube sind besonders rare Ausstellungsfunde. Überdauerten sie doch eher in Ausnahmefällen Studienjahre und Umzüge.

Plakat

Wie aber funktionierte das lokale solidarische Netzwerk ohne Handy und Internet im Ringen um Aufmerksamkeit? Museumsleiterin Dr. Barbara Rommé: "Die Ausstellung wird dominiert von den Kommunikationsmedien der Zeit, die nahezu komplett von den Aktivisten von Hand gemalt, geschrieben oder gedruckt wurden." Aus Edding, Farbe, Rubbelbuchstaben und Schablonen besteht das schlichte Werkzeug für Texte, Transparente, Kopiervorlagen. Plakate werden in hoher Auflage gedruckt, Ort und Zeit handschriftlich eingefügt und immer wieder recycelt. Das spart Zeit und Geld. Prominente und professionelle Unterstützung erhält der Initiativkreis  von Grafikern wie Pavel Fidermak oder Klaus Staeck.

Die Schau im Stadtmuseum simuliert Szenen mit den Relikten der Demonstrationen - Transparenten, Bannern, Sandwichplakaten. In einer Sitzecke, ausgestattet mit Möbeln der 1970er Jahre, können Besucher Platz nehmen, Klängen chilenischer Musik lauschen oder in Schriften der Bewegung blättern wie im Begleitheft zum Kongress "Für Chiles Freiheit" 1983 in Münster. Interviews mit Zeitzeugen werden in Ausschnitten eingeblendet: Ehemalige Aktivisten berichten Studierenden der WWU von ihren ganz persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen im Ringen "Por la libertad de Chile". Eingerahmt wird die Szenerie durch eine sorgfältig aufgearbeitete Chronologie. An Zeittafeln lassen sich die lokalen Ereignisse in Münster und die wichtigsten Entwicklungen des südamerikanischen Staates nachvollziehen.

Vom chilenischen Widerstand gegen die Verbrechen der Militärdiktatur zeugen Objekte aus dem Kunsthandwerk. Der Verkauf von Schmuck und Handarbeit kam Opfern des Regimes zugute. Dazu zählen auch 15 Arpilleras. Frauen aus Armenvierteln Santiago de Chiles nähten diese Wandteppiche aus Stoffresten. Die Stoffbilder - oft mit dreidimensionalen Applikationen - spiegeln Razzien und Repressionen. Themen sind auch die katastrophalen Lebensbedingungen in den Armenvierteln ohne Strom und sauberes Wasser.

Die Ausstellung erinnert nicht nur an die Unterstützung für die Opfer der Militärdiktatur. Sie untersucht auch den Einfluss der Bewegung in Münster auf das bundesweite Engagement. Professorin Dr. Silke Hensel: "Sie zeigt, dass in der Epoche des Kalten Krieges Ereignisse in Chile und Münster einerseits miteinander verbunden waren, und andererseits hier wie dort unterschiedliche Reaktionen hervorbrachte."

Die Ausstellung "Chile Solidarität in Münster. Für die Opfer der Militärdiktatur (1973-1990)" ist ein Gemeinschaftsprojekt des Stadtmuseums und des Exzellenzclusters "Religion und Politik" der Westfälischen Wilhelms-Universität. Unterstützt wird sie von der Darlehnskasse Münster, vom Förderkreis der Universität, Historischen Seminar und Sonderforschungsbereich "Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme". Zur Ausstellung ist im Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster, ein reich bebildertes Begleitheft erschienen (9.90 Euro). Filme, Vorträge, Lesungen und ein Seminar werden die Ausstellung ergänzen.

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