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16. September 2001 - 17. Februar 2002

Industrie in Münster

Eine Ausstellung in Kooperation mit der Initiative »Industrie in Münster«

Ohne Zweifel war und ist Münster keine Industriestadt. Dennoch entstand etwa seit 1850 ein zwar kleiner, aber leistungsfähiger Industriesektor, der bis heute einen wesentlichen Faktor der münsterschen Wirtschaft darstellt.
Zu den frühesten Industrieansiedlungen zählt die seit 1879 in Münster ansässige Schloss- und Baubeschlagfabrik von August Winkhaus am Bohlweg. Ein traditionell starkes Gewicht hatte in der Behördenstadt das Druckgewerbe, wofür stellvertretend die Verlage und Druckhäuser Aschendorff und Fahle genannt werden können.
Eine wichtige Rolle für die Ansiedlung weiterer Industriebetriebe spielte die Eröffnung des münsterschen Stadthafens am Dortmund-Ems-Kanal im Jahr 1899. In seinem Umkreis und im nahe gelegenen Bereich entlang der Eisenbahn entstand das erste zusammenhängende Industriegebiet der Stadt, in dem zahlreiche vor allem auswärtige Unternehmer ihre Betriebe gründeten. An erster Stelle sind die Landmaschinenfabrik Stille, die Drahtweberei Hupfer oder die später auf die Herstellung von Aufzügen spezialisierte Firma Tepper zu erwähnen.

Zum wichtigsten Industriezweig Münsters entwickelten sich im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts das Baugewerbe und ihm vorgelagerte Unternehmen für die Herstellung von Baustoffen. Sie profitierten wie etwa die als Straßenpflastererbetrieb gegründete Firma Oevermann vom Ausbau der Stadt und ihrer Stellung als Verwaltungszentrale.
Die Weltwirtschaftskrise nach 1929 überstand die münstersche Wirtschaft weitaus besser als die industriellen Zentren Deutschlands. Die Absatzkrise versuchten die meisten Betriebe - wie etwa Winkhaus - durch Rationalisierung und Exportsteigerung zu überwinden.

Werbeanzeige der Firma Joseph Tepper, Druck nach einem Entwurf von Eduard Jokisch, um 1930

Nach der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurden die unternehmerischen Freiheiten stark eingeschränkt, die Ertragslage der Unternehmen verbesserte sich aber z.T. ganz erheblich. Nach Kriegsbeginn konnten die Nationalsozialisten die Produktion nur durch den massenhaften Einsatz ausländischer Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter aufrecht erhalten, die auch in vielen Industriebetrieben in und um Münster beschäftigt wurden. Unter den schlechtesten Arbeits- und Lebensbedingungen hatten die aus der Sowjetunion stammenden Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen zu leiden.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden nahezu alle Fabrikanlagen in Münster zerstört oder zumindest erheblich beschädigt. Die britische Militärregierung gestattete zunächst nur Firmen mit lebensnotwendiger Produktion die Wiederaufnahme des Betriebs. Nach der Währungsreform erlebten die meisten münsterschen Industrieunternehmen einen beispiellosen Aufschwung, der von dem Nachfrageboom im Inland wie auch von einer starken Exporttätigkeit getragen wurde. Von Vertriebenen, Flüchtlingen und auch von in der DDR Enteigneten wurden neue Betriebe gegründet, so etwa die Firma Jäger, die Draht- und Metallwebstühle herstellt. Viele dieser Industrieunternehmen wurden zunächst in ehemaligen Wehrmachtskasernen untergebracht.

Seit den 1960er Jahren hinterließ der Strukturwandel auch in Münster seine Spuren: Neben einigen alteingesessenen Unternehmen der Nahrungs- und Genussmittelbranche mussten auch neuere Betriebe der Bekleidungsindustrie die Produktion einstellen. Durch die Neuansiedlung internationaler Unternehmen wie Armstrong und Wyeth sowie die Eingemeindung des Jahres 1975, wodurch nun die BASF-Werke auf münsterschem Stadtgebiet lagen, aber nicht zuletzt auch durch die Expansion bestehender Unternehmen wie der heutigen Westfalen AG oder der Firma Brillux wurde Münster zu einem Standort der Chemieindustrie.
Die Rezession der frühen 1980er Jahre läutete auch in Münster einen Wandel der städtischen Wirtschaftsförderung ein, deren Schwerpunkt seitdem auf der Ansiedlung und Förderung zukunftsträchtiger Unternehmen aus den Bereichen Medizin-, Bio- und Umwelttechnik liegt. Das Zeitalter der Globalisierung nutzen auch münstersche Firmen, um sich auf dem Weltmarkt neu zu positionieren.

Die Ausstellung gibt einen chronologischen Überblick über Entstehung und Entwicklung der münsterschen Industrie anhand von detailgetreuen Modellen und zumeist unbekannten Originalen wie alten Firmenprodukten, Ansichten, Werbematerialien u.ä. Man findet etwa eine alte Firmenansicht der Brauerei Westfalia um 1900, ein Gemälde aus dem Sudhaus der Germania- Brauerei von 1926 oder eine Motorradzapfsäule der Sauerstoffwerk Westfalen AG aus den 1950er Jahren. Zahlreiche Inszenierungen etwa zum Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg oder zu typischen Industriearbeitsplätzen der 1950er Jahre führen in vergangene Zeiten.
Eine eigens für diese Ausstellung produzierte künstlerische Videoinstallation von Rainer Klaholz und Wolfgang Braden lässt in münsterschen Industrieunternehmen beschäftigte Personen zu Wort kommen. Über 200 Männer und Frauen haben an diesem Projekt teilgenommen.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der im Museumsshop erhältlich ist (5 Euro).

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