"Fotografie ist nicht nur der umfangreichste Sammlungsbereich, der im Stadtmuseum Münster bewahrt wird und ein wesentliches Präsentationsmittel in der Schausammlung des Hauses, sondern auch eine herausragende Quelle für die münstersche Stadtgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts", erläutert Leiterin Dr. Barbara Rommé. "Deshalb freue ich mich besonders, dass wir zum 25-jährigen Bestehen des Stadtmuseums aus unserer umfangreichen 'Sammlung Hänscheid' eine erste Auswahl der Öffentlichkeit präsentieren können."
Anstoß für die Ausstellung war der Ankauf der enormen Sammlung des Pressefotografen. "Im Jahr 1998 erwarb das Stadtmuseum das Archiv Hänscheids mit gut 300 000 Negativen", berichtet Dr. Axel Schollmeier, stellvertretender Leiter des Stadtmuseums Münster. Die Aufnahmen geben einen Eindruck von einer Zeit, die vielen Münsteranerinnen und Münsteranern erstmals seit langem wieder ein Leben ohne tägliche Existenzsorgen ermöglichte. Es waren die "fetten Jahre" der Wirtschaftswunderzeit.
"Insgesamt zehn Abteilungen zeigen anschaulich den Wandel des Stadtbildes und gewähren Einblicke in den Alltag der Bewohner", so Schollmeier. Das Spektrum reiche von Neubauten in der Innenstadt über Modenschauen bis zur Schallplatten-Bar und Studentendemonstrationen. "Die Fotografien spiegeln eindrücklich die Zeitspanne von den Wirtschaftswunderjahren bis zum radikalen Bruch im Jahr 1968 in Münster wider."
Willi Hänscheid – 1919 in Mülheim an der Ruhr geboren und 1999 in Münster verstorben – kam einer lokalen Institution gleich. Über drei Jahrzehnte hielt er in seinen Aufnahmen nahezu alles fest, was sich in Münster ereignete oder ihm wichtig erschien. Hänscheid begann seine Tätigkeit als Pressefotograf in den 1940er Jahren. Seit Anfang 1955 war er in Münster für die Westfälischen Nachrichten tätig und wechselte 1963 zur Münsterschen Zeitung, der er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1984 treu blieb. - Zur Ausstellung ist ein Bildband mit mehr als 200 Fotografien Händscheids zum Preis von 16,80 Euro erhältlich .
Bildtexte:
- Autoweihe auf dem Domplatz 1958. Auch die Polizei ließ in Münster ihre Einsatzwagen segnen.
- Das Geschäft "bild und ton" in der Ludgeristraße bot seinen Kunden in hochmoderner Umgebung neben neuester Unterhaltungstechnik auch eine Schallplatten-Bar.
- Sensation: Am 11. September 1965 gaben die "Rolling Stones" zum ersten Mal ein Konzert auf dem europäischen Kontinent, und das ausgerechnet in Münster. Der Ansturm auf die Karten war so groß, dass die Band nachmittags und abends auftrat. Die Presse titelte später: "Zehntausend in Beat-Ekstase".
- Am 1. Juni 1965 erlebte Münster die erste große Studentendemonstration. 7000 der rund 19 000 eingeschriebenen Hochschüler und einige Professoren protestierten gegen den Bildungsnotstand.
Fotos: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei