Eine "Fischtreppe" - im Fachjargon Organismenaufstieg genannt - hat weder Stufen noch Geländer. Es handelt sich um einen Umgehungsbach, der um ein Wehr herum gebaut wird. Die Tiere können so das Wehr "umschwimmen" und das ist für das Leben im Fluss von großer Bedeutung: "Ein grundlegendes Merkmal eines intakten Fließgewässers ist der ungehinderte Zu- und Abfluss von Stoffen und Organismen", weiß Rudolf Schabbing, Leiter des städtischen Tiefbauamtes. Aus den zwei Ökosystemen wird wieder eins. Wichtige Nährstoffe können mit der Strömung durch den Fluss gespült werden. Auch für die Ausbreitung und Wanderung von Fließwasserorganismen, wie z. B. Fischen und Krebsen, gegen die Strömung ist eine "Fischtreppe" von Nutzen.
Der Umgehungsbach wurde durch Holz- und Steinkonstruktionen in sein Bett gelenkt. Am Einlauf, der Mündungsrampe und im Bereich der Brücke wird das Wasser durch Blocksteine in seine Bahnen geleitet. Damit das Sonnenlicht auch die Bachregionen unterhalb der Brücke erreichen kann, wird diese aus sogenannten Lichtgittern gebaut. "Eine solche Gitter-Konstruktion ist in der näheren Umgebung einmalig", so Tiefbauamtmitarbeiter Thomas Wermers. Der Umgehungsbach mit einem Gefälle zwischen 0,8 bis 0,9 Prozent und einer Wassertiefe von maximal einem halben Meter ist etwa einen Meter breit. Die Gestaltung des Umgehungsbaches richtet sich nach den für das Münsterland typischen Bachläufen im Münsterland. Pro Sekunde werden etwa 400 Liter Wasser mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1,3 Metern pro Sekunde durch den etwa 150 Meter langen Bach fließen.
Mit der Flutung des Umgehungsbachs hat das Tiefbauamt, das sich bereits seit 1996 um eine Umsetzung dieses Projektes an der Pleistermühle bemühte, nun die erste naturnahe "Fischtreppe" in Münster angelegt. Die Kosten für das Projekt, die zu 80 Prozent vom Land Nordrhein-Westfalen getragen werden, liegen mit knapp 220.000 Mark niedriger als zunächst veranschlagt.