14.09.1999

Hinter dem Bauzaun

Archäologen graben zurzeit an der Lotharinger Straße

Was ist hinter dem Bauzaun? Diese Frage werden sich viele Bürger stellen, wenn sie an der Lotharinger Straße 13 vorbeigehen. Manche werden sich vielleicht am Zaun neugierig die Nase platt drücken, aber bis auf ein großes Loch ist bisher nichts zu sehen. Vor ein paar Wochen hat an dieser Stelle noch der Luftschutzbunker aus den 30-er Jahren gestanden. Er hat jetzt Platz für die neue Dreifachsporthalle der Adolph-Kolping-Schule gemacht. Ab dem Herbst 2000 soll es mit dem Neubau losgehen. Bis dahin freuen sich über das Loch die Archäologen, die hier erst einmal weiter und tiefer graben dürfen.
Das städtische Tiefbauamt hat in kurzer Zeit möglichst nerven- und ohrenschonend den alten Bunker "rückgebaut". Vierzehn Wochen lang füllten die Arbeiter 2300 Kilogramm Sprengstoff in 3500 Löcher und zündeten sie in 228 Einzelsprengungen. Durch die sanften Sprengungen des bis zu 1,80 Meter dicken Betons konnte das Tiefbauaumt verhindern, dass die Nachbargebäude in Mitleidenschaft gezogen wurden. Drei Erschütterungs-Messgeräte kontrollierten die Stärke der Beben.
Auch um die menschlichen Belange kümmerten sich die Fachleute vom Tiefbauamt. Viele ansässige Bürgerinnen und Bürger nahmen am Geschehen mit regem Interesse teil und ließen sich über die Baustelle führen. Viele waren freudig überrascht, dass die Sprengungen so schnell und relativ leise vor sich gingen: Das Signalhorn mit seinen 80 dBA war lauter als jede Sprengung mit etwa 55 dBA.
Die Mitarbeiter der städtischen Denkmalbehörde hoffen, auf Mauerreste des Erbmännerhofs der Familie Bischopinck aus dem 14.-17. Jahrhundert und auf Überreste der nördlichen Begrenzung des ersten Lotharinger Klosters aus dem 17. Jahrhundert zu stoßen. Mit Hilfe von geophysikalischen Untersuchungen können die Archäologen schon vorab erkennen, wo Mauerreste liegen, dann kann gebaggert werden. Falls die Grabungen bis zum Ende des Jahres noch nicht abgeschlossen sind, wird nach einer Pause im Frühjahr wieder eingesetzt.
Nach Abschluss der archäologischen Grabungen kommt das städtische Hochbauamt an die Reihe, das den Bau der Sporthalle und den Umbau des Martini-Schulhofs voraussichtlich bis zum Ende des Jahres 2001 abgeschlossen haben wird. Solange schmückt der Bauzaun das Straßenbild, damit niemand aus Versehen in die Baugrube fällt. Den Bauzaun im Bereich der Martini-Grundschule haben die Schüler bunt angemalt. An der umgelegten Schulwegführung und der vorübergehenden Einbahnregelung in der Lotharinger Straße ändert sich erst einmal nichts.