In acht Bauabschnitten ist das millionenschwere Großprojekt von der Kreuzung mit dem Albersloher Weg unter dem östlichen Ring bis zum Pumpenhaus an der Gartenstraße gezogen. "Noch vor einigen Jahren hätten wir dazu die ganze Straße aufreißen müssen", weiß Amtsleiter Rudolf Schabbing die Vorteile der modernen Technik zu schätzen. "Mit dem neuen Vortriebverfahren - dabei werden die Kanalrohre über weite Strecken unterirdisch verlegt - konnten wir den Verkehr in jede Richtung immer mindestens einspurig laufen lassen." Auch für die Anwohner reduzierten sich die Belästigungen, so konnte beispielsweise auf den Transport von Unmengen an Bodenaushub verzichtet werden.
Kooperation und Information gefragt
Rund 8 Millionen Liter Abwasser aus Münsters Osten fließen durchschnittlich am Tag durch den neuen Hauptsammler III in Richtung Hauptkläranlage. "Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, wie komplex Kanalbau heute ist", meint Jürgen Richter, Abteilungsleiter Stadtentwässerung und Wasserwirtschaft. "Nur mit Kooperation und Information lässt sich ein reibungsloser Ablauf garantieren." Beim Hauptsammler III wurden die Anwohner mit Schaukästen, Anschreiben, über die Medien und das Internet regelmäßig über aktuelle Entwicklungen informiert. Stadtwerke, Polizei, Post, Geschäftsleute, Deutsche Bahn, städtische Fachleute aus den Bereichen Umwelt, Ordnung, Straßenbau und Naturschutz galt es mit ins Boot zu holen. "Alles lässt sich bei einer Großbaustelle eben nicht planen", weiß Berthold Reloe. "Wenn dann unerwartet Kabel verlegt werden müssen oder die Straße plötzlich wegbricht, arbeiteten alle Verantwortlichen schnell und unbürokratisch zusammen", so die positive Erfahrung von Manfred Zernin. Die beiden Fachstellenleiter beim Tiefbauamt haben das Projekt über die Jahre intensiv begleitet.
Blick in die Kanalhistorie
Sie geben in einer Broschüre Einblicke in Baugeschehen und –geschichten rund um den Hauptsammler III. Die gemeinsam mit dem Presseamt herausgegebene Dokumentation vermittelt anschaulich, wie viel Arbeit nicht nur unter der Erde erforderlich ist, um verbindliche Zeitschienen, fachliche Qualität und geringe Belästigungen zu garantieren. Unter dem Titel "Maßarbeit über und unter der Erde" kommt auch die Kanalhistorie nicht zu kurz, ersetzt der neue Hauptsammler doch ein solides, rund 100 Jahre altes Maurer-Meisterwerk. Der erste Hauptsammler wurde Ende des 19. Jahrhunderts noch weitgehend auf offenem Feld verlegt, um die Abwässer auf die ebenfalls damals angelegten Rieselfelder zu leiten. Der Ring und die Wohngebiete in Münsters Osten waren weitgehend noch nicht gebaut. Und doch war der Kanal so gut dimensioniert, dass er über viele Jahrzehnte die Abwassermengen, die ihm die Stadterweiterung zumutete, zuverlässig bewältigte.
Wer einen Blick hinter die Kanalbaukulissen werfen möchte, erhält die in der Bürgerberatung im Stadthaus I sowie im Tiefbauamt, Königsstraße 52.