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Pressemitteilungen


02.05.1997

Helga Boldt: Die Botschaft des Westfälischen Friedens ist heute so aktuell wie vor 350 Jahren

Großveranstaltungen und Bürgerprojekte zum historischen Erbe des Friedensschlusses

(SMS) Die Konturen des münsterschen "Friedensjahres" stehen: Über 120 Projekte von Stadt und Bürgerschaft - Tendenz steigend - sind fest terminiert und werden 1998 mit den überregional konzipierten Großveranstaltungen zum "Jubiläum 350 Jahre Westfälischer Friede" verknüpft. Um die herausragenden Festsäulen - Verleihung des Historikerpreises, Westfälisches Musikfest, Open-air-Veranstaltung des WDR, Verleihung des Westfälischen Friedenspreises, Europaratsausstellung - ranken sich zahlreiche weitere attraktive Veranstaltungen. Die 350. Wiederkehr des Westfälischen Friedens lädt auf allen gesellschaftlichen Ebenen zur kritischen Auseinandersetzung mit dem historischen Erbe ein.

"Es ist ein hoher Anspruch für die Stadt Münster, im Jahr 1998 den Bogen zu spannen von dem historischen Ereignis des Friedensschlusses 1648 zu den Zukunftsaufgaben eines friedlichen und föderal organisierten Europa heute", sagte Kulturdezernentin Helga Boldt, als sie das Programm des Jubiläumsjahres vor der Presse erläuterte. Trotz der Vielfalt und Fülle der münsterschen Veranstaltungen sei die inhaltliche und zeitliche Struktur als deutlich erkennbares Gesamtkonzept angelegt. "Die Botschaft des Westfälischen Friedens ist heute ebenso aktuell wie vor 350 Jahren," betonte Helga Boldt. Die seinerzeit in den Friedensverträgen dokumentierte Idee der Toleranz solle deshalb während des Jubiläumsjahres in vielen Facetten lebendig und als deutlicher politischer Anspruch für die Zukunft formuliert werden. "Auch heute ist das Ringen um politisch tragfähige Kompromisse die zentrale politische Aufgabe der europäischen Staatengemeinschaft." Die Leitidee für das Jubiläumsjahr heiße deshalb auch: "350 Jahre Westfälischer Friede - Europa, Region, Zukunft".

Orientierung an historischen Daten Die wichtigsten Projekte des Jubiläumsjahres wurden in die zeitliche Nähe von drei bedeutsamen historischen Daten aus dem Jahr des Friedensschlusses gelegt. So geben die Ereignisse des Jahres 1648 das zeitliche Gerüst für die Feierlichkeiten im Jahre 1998 vor. Alle übrigen Veranstaltungen und Projekte - so Stadträtin Helga Boldt - ranken sich um diese Fixpunkte herum und wurden, soweit möglich, thematisch aufeinander bezogen.

  • Am 30. Januar 1648 wurde der "Frieden von Münster" unterzeichnet, in dem Spanien die Unabhängigkeit der Vereinigten Niederlande anerkannte. Im Jubiläumsjahr 1998 verleiht die Stadt Münster an diesem Tag zum 5. Mal den Historikerpreis. Ferner wird im Stadtmuseum Münster die Ausstellung "Dreißigjähriger Krieg - Münster und der Westfälische Friede" gezeigt.

  • Am 15. Mai 1648 wurde der "Frieden von Münster" in der Ratskammer, dem Friedenssaal, ratifiziert. In zeitlicher Nähe dieses Termines liegen 1998 sowohl das Westfälische Musikfest des WDR (8.. bis 17. Mai) als auch das Open-Air-Wochenende des WDR (5. bis 7. Juni). Ferner wird mit dem 1. Westfälischen Friedenspreis durch die Wirtschaftliche Vereinigung Westfalen und Lippe e. V. eine singulär hochrangige Auszeichnung verliehen.

  • Der Friedensvertrag zwischen Schweden und dem Deutschen Reich sowie zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich, unterzeichnet in Münster am 24. Oktober 1648, läßt den 24. Oktober 1998 zum Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten werden: So wie vor 350 Jahren Kanonendonner und Glockengeläut der Welt die Unterzeichnung des Westfälischen Friedens verkündeten, so soll am 24. Oktober 1998 die internationale Aufmerksamkeit durch die Eröffnung der 26. Europaratsausstellung "1648 - Krieg und Frieden in Europa" auf Münster gerichtet werden.

Oper, Schauspiel, Tanz, Jugendtheater Der Veranstaltungsreigen für das Jubiläumsjahr 1998 ist breit gefächert. Die Stadt beteiligt sich aktiv an den Projekten in der gesamten Region. Darüber hinaus laufen die Vorbereitungen für die Veranstaltungen in Münster in der Verwaltung auf Hochtouren. Einen Schwerpunkt setzt die Stadt dabei auf dem kulturellen Sektor. Oper, Schauspiel, Tanztheater und Jugendtheater der Städtischen Bühnen werden die Idee des Westfälischen Friedensschlusses im Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden, Konfrontation und Toleranz mit der den jeweiligen Sparten zugehörigen Sprache deutlich machen. Einer der Höhepunkte ist am 24. Oktober die Szenische Aufführung der Oper von Richard Strauss "Der Friedenstag" in einer gemeinsamen Inszenierung der Städtischen Bühnen Münster und Osnabrück. Ferner sind unter anderem zwei Opern-Premieren (Karl Amadeus Hartmann: Simplicius Simplicissimus und Carl Maria von Weber: Der Freischütz) sowie eine Tanztheater-Premiere mit Igor Strawinskys "Geschichte vom Soldaten" geplant. Das Schauspiel bringt "Mutter Courage und ihre Kinder" von Bertolt Brecht auf die Bühne.

Konzerte Auch das Städtische Symphonieorchester beteiligt sich - zum Teil in Kooperation mit dem Osnabrücker Symphonieorchester - mit einem groß angelegten Jubiläumsprogramm am Festjahr. So nehmen die Symphoniekonzerte und mehrere Sonderkonzerte die Thematik von Krieg und Frieden, aber auch von Tod und Erlösung auf. Unter anderem ist vorgesehen, Werke von Wolfgang Amadeus Mozart (Requiem), Luigi Dallapiccola ("Der Gefangene"), Dimitri Schostakowitsch (Symphonie Nr. 13 b-moll "Babij Jar"), Benjamin Britten (War Requiem) Arnold Schönberg ("Friede auf Erden") und Luigi Nono (Il canto sospeso) erklingen zu lassen. Besonderes Interesse wird am 1. Oktober die Uraufführung einer Komposition von Hans-Jürgen von Bose finden, der im Auftrag der Stadt Münster an einem Werk für Orchester und Solisten von etwa halbstündiger Dauer arbeitet. Auch diese Komposition wird sich mit der dem historischen Friedensschluß zugrundeliegenden Thematik befassen.

Kinder und Jugendliche Viel Historie auch für den Nachwuchs: Ein Schultheatertreffen der Länder (19. - 26. September) und eine internationale Friedenswerkstatt von Schulen aus Münster und den Partnerstädten (28. September bis 4. Oktober) werden sich intensiv mit der münsterschen Geschichte beschäftigen. Im Vorfeld der Europaratsausstellung vermittelt ab Frühjahr 1998 ein Kindermuseum die Themen des Jubiläumsjahres didaktisch kind- und jugendgerecht aufgearbeitet. Vorgesehen sind unter anderem ein auf die Zielgruppe Kinder und Jugendliche ausgerichtetes Veranstaltungsprogramm, ein Kinderkatalog und eine Kinder-CD-Rom. Koordinierend wird für die Schulen eine "1648"-Homepage entwikelt. Zudem ist eine Kooperation mit dem 45. Europäischen Schülerwettbewerb der Organisation "Europa in der Schule" geplant.

Das Internationale Kindercamp des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien (16. bis 19. Juli 1998) macht den Westfälischen Frieden ebenso zum Thema wie das Internationale Jugendcamp (23. Juli bis 2. August 1998). Eingeladen werden Kinder und Jugendliche aus Städten, mit denen Münster partnerschaftlich verbunden ist. Bürgerprojekte Breite Unterstützung der Stadt erhalten die vielen Projekte der Bürgerinnen und Bürger, die sich mit dem Jubiläum beschäftigen. Wie schon beim Stadtjubiläum 1993 können sich die Münsteraner auch 1998 wieder aktiv am Jubiläumsprogramm beteiligen. Nahezu alle bekannten Einrichtungen in Münster, dazu viele Vereine, Gruppen, Künstler und Privatleute, haben sich bereits bei der Projektgruppe gemeldet. Die zur Zeit bekannten Vorschläge werden in "Projektbereichen" koordiniert und von der Verwaltung betreut. Projektbereiche Zu den Projektbereichen gehören im Einzelnen: Historische Projekte wie eine Monographie über die Geschichte des 30jährigen Krieges, der Kongreß der Joseph-Wirth-Stiftung oder die Aufarbeitung des Westfälischen Friedens auf CD-Rom; Ausstellungen, unter anderem zum Thema "350 Jahre Post in Münster", "Städtische Räume als Zeitzeugen von 1648" und "Die spanischen Gesandten"; Film/Video/Aktionskunst, zum Beispiel die Erstellung von Friedens-Skulpturen sowie Filmreihen oder das Projekt Friedenserde; Musik vom "Konzert auf alten Instrumenten bis zu "Europäischen Chansons aus vier Jahrhunderten"; Tanz/Theater/Literatur mit "Mönstersken Begiewwenheiten vör 350 Jaohr", einem Musical, einem atmosphärischen Bilderbogen zum 30jährigen Krieg und einer Zeitreise ins 17. Jahrhundert; Frauenprojekte, zum Beispiel ein Lesebuch von Frauen für Frauen zu Krieg und Frieden; Projekte der Kirchen wie ein Internationales Friedensfest, thematische Messen und Friedensweg-Wanderungen von Kirchengemeinden; Aktionen von Schülern und Jugendlichen; Sportveranstaltungen, zum Beispiel Friedensläufe, Friedensritt und Friedensschwimmen; aus dem Bereich Umwelt/Natur unter anderem die Züchtung einer "Westfälischen Friedensrose". Touristische Angebote, beispielsweise historische Stadtrundgänge und Radtouren etlicher Vereine und Organisationen, ermöglichen den Besuchern der Stadt eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema des Jahres.

Programmbroschüren Die Projektgruppe 98 wird das bislang für Münster vorliegende Programm in einer zur Ratssitzung am 21. Mai erscheinenden "Münster-Jubiläumsbroschüre" veröffentlichen. Das Heft wird ab 22. Mai im Info-Shop der Stadtwerbung und Touristik, Klemensstraße 9, sowie in der städtischen Bürgerberatung im Stadthaus I, Heinrich-Brüning-Straße 9, erhältlich sein. Diese "Münster-Jubiläumsbroschüre" erscheint unabhängig vom sogenannten "großen Programmkalender", der alle von der Veranstaltergemeinschaft geplanten Projekte in Münster, in Osnabrück und in der Region auflistet und im Herbst erscheinen wird. Dieser "große Programmkalender" enthält dann auch noch jene Projekte, die bislang noch nicht abschließend terminiert werden konnten.

Jubiläumsprogramm online Darüber hinaus kann das Programm ab sofort über den Städtischen Kulturkalender im Internetprogramm "publikom" online (http://www./muenster.de/) abgerufen werden. So können sich alle Projekträger und solche, die noch Veranstaltungen planen möchten, über die Programmstruktur orientieren. Die städtische Projektgruppe 1998 ist außerdem über die Sondertelefonnummern 492-1648 und 492-1998 erreichbar.

Das bislang vorliegende Programm ist außerdem Teil einer Berichtsvorlage, die im Kulturausschuß am 6. Mai und im Haupt- und Finanzausschuß sowie im Rat am 21. Mai vorgestellt wird.