14.02.2008
Elisabet Ney erfüllt sich Jugendtraum
Künstlerin arbeitet in Berlin / Stadtmuseum zeichnet Lebensweg nach / Ausstellung bis 25. Mai
(SMS) Für viele junge Menschen ist Berlin das Ziel ihrer Wünsche. Ob Studium oder Job, die Metropole lockt. Dieselbe Anziehungskraft übte die Stadt schon vor über 150 Jahren aus. Elisabet Ney, die durchsetzungsfähige Bildhauerin aus Münster, erfüllte sich 1855 ihren Jugendtraum: Sie wurde in die Werkstatt des berühmten Bildhauers Christian Daniel Rauch aufgenommen. Obendrauf gab es noch ein Stipendium.
Wie eine junge Künstlerin in der Mitte des 19. Jahrhunderts es geschafft hat, einen für die Zeit sehr ungewöhnlichen Lebensplan in die Realität umzusetzen, zeigt das Stadtmuseum Münster in der Ausstellung "Herrin ihrer Kunst" mithilfe zahlreicher Arbeiten Neys noch bis zum 25. Mai.
Das Akademiestudium in München ertrotzte sie von den Eltern durch einen Hungerstreik. Der damalige Bischof von Münster, Johann Georg Müller, trat als Vermittler auf und verhalf ihr so als erster Frau zu einem Studienplatz in der Bildhauerklasse der Königlich Bayerischen Akademie. Mit einem ausgezeichneten Zeugnis in der Tasche ging sie zwei Jahre später nach Berlin zu Rauch. Dort verfeinerte sie nicht nur ihre bildhauerischen Fähigkeiten, sie entwickelte auch ein Gefühl für die Vermarktung ihrer Werke und ihrer Person.
So war Elisabet Ney in ihre Berliner Zeit häufig zu Gast in den literarischen Salons oder bei großen Abendgesellschaften. Seitdem verband sie auch eine enge Freundschaft mit Cosima von Bülow (geborene Liszt, später verheiratete Wagner). In den 1860er Jahren trafen sie sich regelmäßig zum Opernbesuch in München; auch als Elisabet Ney nach langen Jahren in Amerika wieder einmal Deutschland besuchte, nahm sie Kontakt zu Cosima Wagner auf.
Im Jahr 1859 fertigte Ney ein Medaillon ihrer Freundin Cosima, das die Kunstfertigkeit Neys deutlich macht. Sie nutzte die leichte Dreidimensionalität so geschickt, dass Cosimas als "unproportioniert" beschriebenes Äußeres - eine auffällig lange Nase - kaum hervorsticht.
Foto: Elisabet Ney: Bildnismedaillon Cosima von Bülow, Gips 1859. Klassik Stiftung Weimar. Foto: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.