Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeisterin Marion Tüns und einleitenden Worten durch Sigrid Femi vom Verband alleinerziehender Mütter und Väter wird die Soziologin Dr. Gunhild Gutschmidt (Marburg) in die Problematik einführen. Unter dem Thema "10 Jahre Erziehungsurlaub - was hat es uns gebracht?" soll beleuchtet werden, welche wirtschaftlichen, rechtlichen und persönlichen Konsequenzen Frauen drohen, wenn sie sich für den gesetzlichen Erziehungsurlaub entscheiden. Für Alleinerziehende seien Kinder zum Armutsrisiko Nummer eins geworden. Da 600 Mark Erziehungsgeld meist nicht für den Lebensunterhalt reichten, würden sie zu Sozialhilfeempfängerinnen.
Dr. Michael Opielka, Pädagoge am Institut für Sozialökologie (Bonn), stellt im Anschluß ein neues Modell - "Erziehungsgehalt 2000" - vor. Mit ihm soll die Erziehungsarbeit aufgewertet werden. Opielka setzt sich mit der Frage auseinander, daß die bisher unbezahlte und zu Hause geleistete Erziehungsarbeit zwar für die Gesellschaft unverzichtbar sei, für Frauen aber ohne jede gesellschaftliche Anerkennung bleibt. "Wenn aber Erziehungsarbeit gesellschaftliche Arbeit ist, müssen Erziehende vor Armut geschützt werden", so Opielka. Die Leitidee des Konzepts "Erziehungsgehalt 2000" ist, Erwerbsarbeit und Erziehungsarbeit einen gleichen Stellenwert einzuräumen. So müsse auch Erziehungsarbeit materiell angemessen bezahlt werden. Wie das funktionieren kann, wird Opielka in der Diskussionsveranstaltung vorstellen.
"Mit der Frage ‘Erziehungsgehalt statt Sozialhilfe’ wollen wir unsere Veranstaltungsreihe zur Verbesserung der Lebenssituation von Ein-Eltern-Familien in Münster fortsetzen", erläutert Sigrid Femi vom Verband alleinerziehender Mütter und Väter. Der Arbeitskreis ist ein Zusammenschluß von über 20 Institutionen in kirchlicher, freier und städtischer Trägerschaft. Er vertritt seit 1990 die Interessen von Ein-Eltern-Familien. "Da es sich sowohl beim Erziehungsgeld als auch bei der Sozialhilfe um Gesetze handelt, die nur in Bonn verändert werden können, wollen wir die Themen mit den münsterschen Bundestagsabgeordneten diskutieren", betont Karin Groh das Veranstaltungskonzept.
Die Diskussion findet im Jugendgästehaus am Aasee von 9 bis 13 Uhr statt und wendet sich an politisch Verantwortliche, Beraterinnen, Berater, Alleinerziehende und interessierte Bürgerinnen und Bürger. Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Kinderbetreuung wird bei Bedarf angeboten. Programme und Einladungen liegen im Frauenbüro, in der Bürgerberatungsstelle und in der Stadtbücherei aus. Nähere Informationen bei Karin Groh, Telefon 4 92 - 17 02.