Dedecius, 1921 in Lodz geboren, kam von Kindesbeinen an mit den beiden eng verflochtenen Kulturkreisen in Berührung. Noch heute betrachtet er beide Länder als seine Heimat. Er spricht beide Sprachen fließend, übertrug nahezu 100 Bücher aus dem Polnischen und gründete 1979 das Deutsche Polen-Institut in Darmstadt, dessen erster Direktor er bis heute ist.
Als Übersetzer sieht sich Dedecius in der Rolle eines Fährmanns. Mit dieser Tätigkeit will er Flußufer verbinden und das Trennende überbrücken. Karl Dedecius regte den Austausch zwischen den Staaten aber nicht nur durch das Übersetzen der Werke von Kollegen an, sondern auch mit eigenen Texten. Während der vergangenen zehn Jahre veröffentlichte er eine Reihe von Aufsätzen und Reden, in denen die Idee von der Einheit Europas lange vor deren öffentlicher Diskussion Gestalt gewann.
Der Schriftsteller und Übersetzer fühlt sich vor allem dem Frieden verpflichtet - auch in der Sprache, für die er ein "Friedenswörterbuch" fordert, um dem zunehmenden alltäglichen Militarismus entgegenzuhalten. Eingeladen wurde Dedecius im Jubiläumsjahr des Westfälischen Friedens von der Stadt Münster in Zusammenarbeit mit dem Literaturverein und mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen.
Für die nächste Lesung müssen sich interessierte Bürgerinnen und Bürger noch bis zum neuen Jahr gedulden: Am 31. Januar liest der Friedenspreisträger Martin Walser ab 11 Uhr im Festsaal des Rathauses. Der Eintritt zu beiden Veranstaltungen kostet jeweils 12 Mark, ermäßigt zehn Mark.