Als der deutsche Kaiser und preußische König Wilhelm II. am 11. August 1899 den Dortmund-Ems-Kanal feierlich eröffnete - der münstersche Stadthafen wurde kurze Zeit später am 15. und 16. Oktober 1899 offiziell seiner Bestimmung übergeben - endete damit ein jahrzehntelanger Kampf zwischen Kanalbefürwortern und -gegnern. Die neue Wasserstraße - zu ihrer Zeit die modernste in Deutschland - stellte für Münster erstmals eine direkte Verbindung her mit dem Dortmunder Industriegebiet im Süden und Emden im Norden und verschaffte der Stadt einen schnellen und direkten Zugang zur Nordsee. Der alte Traum einer Verbindung zum Meer, der mit dem Max-Clemens-Kanal im 18. Jahrhundert zögerlich begonnen hatte, war endlich Wirklichkeit.
"Die ersten Güterschiffe beförderten westfälische Kohle nach Emden und von dort Erze für die Hüttenbetriebe nach Dortmund. Münsters Hafen war in erster Linie Importhafen und diente dem Umschlag von land- und forstwirtschaftlichen Produkten", erläutert Ausstellungsleiter Dr. Axel Schollmeier vom Stadtmuseum. Um das neu eröffnete Hafenbecken ließen sich zahlreiche Industrie- und Handelsbetriebe nieder. Am Albersloher Weg siedelten sich städtische Versorgungseinrichtungen wie das Gas- und Elektrizitätswerk an. Die Stadt als Eigentümerin des Hafens baute ein großes Lagerhaus und ein repräsentatives Gebäude für die Hafendirektion. 1913 kaufte sie auch den Privathafen der Spedition Peters, den heutigen Stadthafen II.
Bis zum Ersten Weltkrieg entwickelte sich Münster neben Duisburg zum bedeutendsten Getreideumschlagplatz in Deutschland. Seit Mitte der 30er Jahre werden vermehrt auch Baustoffe umgeschlagen. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bomben die Anlagen und viele Betriebe und Produktionsstätten. Doch schon 1946 - ein Jahr nach dem Krieg - kann der Schiffsverkehr wieder aufgenommen werden, nun vor allem, um Baustoffe für den Wiederaufbau heranzuschaffen. Die große Zeit des Stadthafens ist jedoch vorbei. In den 60er Jahren verliert er immer mehr an Bedeutung.
Längst aber hat die Stadt Münster den Hafen als attraktives Gewerbe-, Verwaltungs- und Wohngebiet und als Anziehungspunkt für Künstler und kunstgewerbliche Betriebe neu entdeckt. Die Präsentation im Stadtmuseum spannt deswegen auch einen Bogen von der historischen Situation bis zu den projektierten Entwicklungen der Zukunft. Ein Modell des Hafengebietes von 1934 wird ebenso gezeigt wie das Modell der zukünftigen Schleuse und des Neubaus der Stadtwerke. Die Inszenierung des münsterschen Hafenkais mit schimmernder Wasserfläche und drei Schiffe, eine früher von Pferden gezogene Pünte, ein Monopol- und ein Privatschlepper, machen die Ausstellung, die noch bis zum 9. Januar 2000 gezeigt wird, zu einen abwechslungsreichen Erlebnis.
Die Präsentation ist täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet (Eintritt frei).