Schon am Morgen werden sich in der Fußgängerzone vor dem Stadtmuseum echte Kühe und Kälber tummeln. Außerdem gibt es Informationen über die fachgerechte Fütterung und Haltung von Milchkühen und moderne Melktechniken. Vorgestellt wird auch, wie der Rohstoff Milch zu vielfältigen Produkten weiterverarbeitet wird.
Am Nachmittag können Besucher beim Melken der Kühe life mit dabei sein. Wer mag, kann parallel dazu an einem Gummieuter seine eigenen Fähigkeiten im Handmelken unter Beweis stellen. Beim Gewichtschätzen des Milchviehs und bei einer Fragebogenaktion locken attraktive Preise.
Begleitaktion zur Ausstellung " Die stille Revolution auf dem Lande"
Die Idee, dem ursprünglichsten aller Nahrungsmittel einen Tag zu widmen, entstand in den 50er Jahren in Deutschland. Seit den 60er Jahren wird der "Tag der Milch" in zahlreichen Ländern Europas und in Übersee am 3. Dienstag im Mai begangen. In Münster ist er Teil des Begleitprogramms zur Ausstellung "Die stille Revolution auf dem Lande. Landwirtschaft und Landwirtschaftskammer in Westfalen-Lippe 1899 - 1999".
Seit Beginn der Präsentation, die inzwischen über 10 000 Besucher angelockt hat, wurden bereits Tage "Rund um Balkon und Garten" und "Rund ums Schwein" veranstaltet. Besonders beliebt sind auch die wöchentlichen Bauernmärkte, die allein inzwischen 5500 Besucher zum Schnuppern, Stöbern und Kaufen ins Stadtmuseum gelockt haben.
Kleine Geschichte der Milchwirtschaft in Westfalen-Lippe
Die Produktionsschwerpunkte der westfälisch-lippischen Landwirtschaft liegen in der Schweinezucht und Rindviehhaltung. Wegen der hohen Nachfrage im Ruhrgebiet konnten die Bauern in Westfalen und Lippe schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gute Preise für tierische Produkte erzielen. Gegenwärtig sind das Sauer- und Siegerland und die Kreise Borken und Gütersloh Spitzenreiter in der Milchproduktion. Durch die Züchtung milchstärkerer Rassen und die Verbesserung der Winterfütterung konnte die Milchleistung der Kühe seit der Jahrhundertwende wesentlich erhöht werden. Lag die durchschnittliche Milchmenge einer Kuh 1910 noch bei 3577 Kilogramm, steigerte sie sich bis 1996 auf 7005 Kilogramm.
Der Höchststand an Milchkühen in Westfalen-Lippe wurde 1939 mit 500 000 Tieren erreicht. Seitdem gingen die Bestände bis 1996 auf 270 000 Milchkühe zurück. Die Gründe dafür liegen in der besonderen Arbeitsintensität der Milchwirtschaft. Helfer waren nicht nur im Krieg, sondern dauerhaft knapp. Hinzu kam der stetige Preisverfall für Milcherzeugnisse und die 1984 in der EG eingeführte Milchquote. Derzeit halten nur noch knapp 40 Prozent der westfälisch-lippischen Betriebe Milchkühe (1973 noch 80 Prozent). Dabei nimmt die Herdengröße, die zur Zeit bei 23 Tiere liegt, zu.