Der Computer im Klassenzimmer ist sowohl an den Haupt- und Realschulen als auch an den Gymnasien eher die Ausnahme, ermittelte Diplom-Pädagogin Dörte Sonnabend vom städtischen Schulamt, die die Untersuchung durchführte. Anders sieht es in den Sonderschulen aus. Hier stehen Rechner überwiegend auch in den Klassen. 16 weiterführende Schulen haben ausschließlich einen Computerraum, in sieben gibt es zusätzlich auch PCs in Klassen- oder Fachräumen. Acht Schulen verfügen sogar über zwei Computerräume.
"Obwohl die münsterschen Schulen im Vergleich zu anderen Städten damit eher überdurchschnittlich versorgt sind, reicht die technische Einrichtung nicht aus, um die Möglichkeiten der neuen Medien im vollen Umfang zu nutzen", verdeutlicht Dörte Sonnabend. Meist sei der Computerraum durch den Informatikunterricht ausgelastet. Lehrer aus anderen Unterrichtsfächern hätten nur selten Zugriff auf die Rechner.
Zwar haben alle weiterführenden Schulen in Münster einen Internetanschluß, das Angebot kann an 15 der 34 Schulen aber nur von einem einzigen Computer aus genutzt werden. Der steht teilweise in der Lehrerbibliothek oder anderen für Schüler weniger leicht zugänglichen Räumen. Damit werde die regelmäßige Nutzung des Internets im Unterricht erschwert, so Dörte Sonnabend. "Rund 60 Prozent haben ihren Anschluß erst in den letzten zwei Jahre realisiert. Sie stehen mit ihren Erfahrungen noch ganz am Anfang."
Unter die Lupe nahm die Studie auch die technische Qualität der Geräte. In fast der Hälfte der Schulen stehen unterschiedliche Hardware-Generationen nebeneinander. Der Grund: Aus Kostengründen wurden die Geräte nach und nach angeschafft. Die ‘Beauftragten für neue Technologien’, die es an jeder Schule gibt, müssen deswegen viel Zeit in die Pflege und Wartung stecken. "Für pädagogische Überlegungen fehlt dann meist die Zeit", ermittelte Dörte Sonnabend.
Zentrale Hilfe bei technischen Problemen
Die Störanfälligkeit der Geräte bildet für viele Lehrkräfte außerdem eine Hemmschwelle, den Computer im Fachunterricht einzusetzen. Die Untersuchung regt deshalb die Einrichtung eines zentralen "technischen Support" an, um den Schulen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Auch der Informationsausstausch unter den Schulen soll verbessert werden.
Wie kann der Computer Lernprozesse sinnvoll unterstützen? Wie kann er in Fächern wie Kunst oder Religion oder fächerübergreifender Projektarbeit eingesetzt werden? Wo läßt sich gute multimediale Lernsoftware finden? Für diese praktischen Probleme fehlen nach Ansicht der befragten Lehrerinnen und Lehrer methodisch-didaktische Konzepte. Die Fachlehrer wünschen sich vor allem fachspezifische und schulformspezifische Fortbildungen.
Die Untersuchung brachte aber auch zutage, daß schulinterne Maßnahmen des Programms "NRW-Schulen ans Netz" nicht ausreichend genutzt werden. Das Schulamt will zukünftig das Angebot zusammenfassen und stärker bekannt machen.
Gezielte Förderung neuer Medien im Unterricht
Die Stadt Münster hat im laufenden Haushaltsjahr ihre Mittel für neue Technologien an weiterführenden Schulen auf 400 000 Mark verdoppelt. Außerdem werden 500 000 Mark als Sonderetat für den Multimediabereich bereitgestellt.
Wollte man alle 614 Computer an Münsters Schulen auf den modernen Stand bringen, wären rund 1, 7 Mio. Mark notwendig. Und wollte man nach und nach alle Klassenzimmer der weiterführenden Schulen ans Netz bringen, wären jährlich außerdem etwa 1 Mio. Mark erforderlich. Schuldezernentin Helga Boldt betont deshalb, daß in Zusammenarbeit von Stadt, Land und Bund weitere Mittel aufgebracht werden müssen. Auch die Möglichkeiten, private Sponsoren zu gewinnen, können noch stärker genutzt werden.
Mit dem Multimedia-Sonderetat der Stadt sollen vor allem Pilotprojekte gefördert werden. "Das allerdings nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern durch inhaltliche Schwerpunkte in Form von Modellprojekten. Sie können Anregungen und positive Beispiele für die sinnvolle Computernutzung entwickeln und vor allen Dingen die materielle Grundlage für eine auf Kontinuität angelegte Medienkooperation zwischen Schulen, Schulträgern, Bezirksregierung und Universität darstellen", erläutert Helga Boldt. Die Leitlinien für eine gezielte Förderung will das Schulamt in Abstimmung mit den Schulen auf der Grundlage der jetzt vorgelegten Untersuchung in den nächsten Wochen erarbeiten.