Hauptattraktion der zehntägigen Reise bildete der Austausch mit drei Ensembles aus der norwegischen Modellmusikschule Trondheim. Ganz unterschiedlich besetzt und mit jeweils eigenem pädagogischen und künstlerischen Anspruch stellten sich die vier Ensembles mit ihren eigenen Stücken vor. Dem Gast aus Münster wurde der längste Programmteil zugestanden, so daß sich die gut 50 jungen Spielerinnen und Spieler und ihr Dirigententeam Tor-Song Tan und Ulrich Rademacher ausführlich präsentieren konnten. Auf ihrem Programm: Glucks Iphigenie-Ouvertüre, Auszüge aus Brahms Haydn-Variationen und die Peer Gynt-Suite von Grieg.
Dann das gemeinsame Finale. Bereits im Herbst letzten Jahres hatten Trondheim und Münster ihre Orchesterprogramme ausgetauscht und nach möglichen gemeinsamen Stücken Ausschau gehalten. Und sie wurden fündig: Sibelius’ Finlandia wurde von beiden Städten - Trondheim konzentrierte sich auf die Streicher - gründlich für die Begegnung vorbereitet. Am großen Tag ging alles staunenswert schnell. Die Begrüßung - noch scheu und voller Spannung - in der Kompromiß-Sprache Englisch, das Einnehmen der Plätze - an jedem Notenpult ein Trondheimer und ein Münsteraner - und dann das Erlebnis eines vorher nie gekannten, von knapp 30 zusätzlichen Streichern vergrößerten und veredelten Klanges. Nach 45 Minuten "stand" das Stück und alle freuten sich auf das Konzert vor Eltern und Kollegen aus Trondheim.
Nach dem Klangfest war der Saal schnell fürs gemeinsame Pizzaessen umgebaut. Später dann gab die mitternachtshelle Trondheimer Juni-Nacht ausgiebig Gelegenheit zum Schwärmen - am Fjord oder in der Disco. "Wir bleiben in Verbindung" hieß es später einhellig im Orchester, im Kollegium, bei den Organisatoren.
Begonnen hatte die Orchesterreise mit Bus und Fähre mit einer Bergtour auf die berühmte Felskanzel Preikestolen hoch über dem Lysefjord, der auch mit dem Schiff in seiner ganzen Länge von Stavanger bis Lyseboten befahren wurde. Über 26 steile Serpentinen ging es hinauf in den zu einer Erfrischungsschlacht einladenden Schnee, abends freuten sich alle auf ihr Bett in Münsters Partnerstadt Kristiansand. Dort gaben die Musiker natürlich ein Gastspiel in der Domkirche.
Letzte Station vor dem Finale in Trondheim war die Olympiastadt Lillehammer. Vor dem morgendlichen Aufbruch gab es noch ein gemeinsames Spontan-Joggen, mehrere hundert Stufen hinauf zur Sprungschanze. Das tat gut vor sieben weiteren Stunden Fahrt und machte Lust auf ein schönes Gruppenfoto. Zurück blieben lebendige Erinnerungen an den Klang von "Finlandia", das schöne und intensive Erleben von Gemeinschaft, steilen Fjorden und hellen Nächten.