(SMS) Auf den ersten Blick ist es die Zeichnung eines "Leutnants der Ostindischen Kompagnie" – so lautet auch der Titel des Werkes von Manfred Edwin Mellmann. Erst auf den zweiten und dritten Blick erschließt sich die zweite Ebene des Bildes: die grazile Linie des Buchstaben "L" bildet die Nase des Militärs, die Bartspitzen entpuppen sich als "N".
Um in den Zeichnungen von Mellmann die persönliche Handschrift des Künstlers erkennen zu können, muß man schon genau hinschauen – am besten mit einem Spiegel in der Hand. Denn der Münsteraner Künstler arbeitet in vielen seiner Werken mit kunstvoll verarbeiteten Schriftzügen in Spiegelschrift, sie charakterisieren die Eigenart der Arbeitsweise Mellmanns. 33 seiner grafischen Arbeiten aus den Jahren 1982 bis 1999 sind nun auf Initiative des städtischen Kulturamtes bis zum 26. August im Haus der Niederlande am Alten Steinweg zu sehen. Oberbürgermeisterin Marion Tüns eröffnete die Ausstellung.
Thematisch bilden die Bereiche Musik und Seefahrt den Schwerpunkt. Da tanzen feine, edle Linien beschwingt und grazil nach der musikalischen Dynamik der Sinfonien eines Gustav Mahlers oder dramatisch im Takt eines Violinkonzerts von Serge Prokofieff. Daneben das "Ende der Barents Expedition": Chaotisch pulsieren dunkle Linien auf einem schwarzen Strudel, der den Betrachter in die bedrohliche Tiefe zieht.
Trotz seiner Vorliebe für die Spiegelschrift, die auf seinen Fähigkeiten als Linkshänder basiert, sind Mellmanns Bilder aber beileibe keine "Lesebilder". Die Schrift ist nur eines von verschiedenen kompositorischen Elementen Mellmanns. Durch ihren Einsatz in verschiedenen Richtungen und auch auf dem Kopf entziehen sich die Buchstaben bewusst der leichten Erkennbarkeit und Lesbarkeit, wodurch zugleich ihr grafischer Charakter stärker betont wird.
"Das Bild an sich muss wirken", verweist Mellmann auf seinen künstlerischen Anspruch. Floss die Spiegelschrift beim Kolonialoffizier noch bewußt und konstruiert in die Zeichnung ein, nimmt Mellmann sie später zurück, entwickelt aus ihr andere bildliche Elemente.
Mellmanns künstlerische Laufbahn begann bereits in den 50er Jahren. Widmete er sich zunächst Stadtansichten, so wandte er sich in den 70er Jahren vornehmlich der Landschaft des Münsterlandes zu, die er in zahlreichen Ölgemälden wie auch in grafischen Arbeiten gestaltete. 1981 begann dann seine "dritte", bis heute andauernde künstlerische Phase. Die Ausstellung ist montags bis samstags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
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Pressemitteilungen
06.08.1999