"Wir brauchen geschlechtsspezifische Konzepte, um Sucht vorbeugen zu können und Medikamenten-Missbrauch zu vermeiden", fassten Dr. Dagmar Schwarte und Gudrun Hennke die wesentlichen Forderungen, herausgegeben im neunten Gesundheitsbericht des städtischen Gesundheitsamtes, zusammen. "Wir wollen in Münster den verantwortungsvollen Umgang mit Medikamenten fördern und betroffenen Frauen angemessene Beratungs- und Hilfeangebote machen."
Um diese Ziele zu erreichen, bedarf es der Kooperation von Fachleuten aus ganz unterschiedlichen Bereichen des Gesundheitswesens - das Spezialgebiet der Gesundheitskonferenz Münster. Um überhaupt eine verlässliche Grundlage für die Entwicklung geeigneter Maßnahmen und Angebote zu haben, gründete sich aus ihr heraus im Sommer 1998 der Arbeitskreis "Frauen und Medikamente". Vertreterinnen und Vertreter der Ärzte- und Apothekerschaft, von Weiterbildungseinrichtungen, Suchtprävention und Stadtverwaltung widmeten sich diesem Bereich, der oft zu kurz kommt.
"Sorgen bereiten der Öffentlichkeit nur die illegalen Drogen", erläutert Gudrun Hennke. "Der viel häufigere Missbrauch legaler Drogen wie Alkohol, Nikotin oder eben psychoaktive Medikamente wird eher verharmlost. Gerade die Medikamentenabhängigen werden von den klassischen Angeboten der Suchtberatung und -vorbeugung kaum erreicht."
Mit einer repräsentativen Umfrage bei 1000 Frauen in Münster und einer interdisziplinären Konferenz im Herbst 1998 sammelte der Arbeitskreis wertvolles Basismaterial, aus dem die neuen Handlungsempfehlungen entwickelt wurden. Die neue Broschüre dokumentiert die Ergebnisse der Umfrage sowie Workshops und Vorträge der Konferenz, die das Thema "Frauen, Gesundheit und Medikamente" unter Aspekten beleuchtete wie "Primärprävention für Mädchen und Frauen", "Frauengerechte Prävention in der Arztpraxis" oder "Beratung und Therapie".
Um die Empfehlungen in Münster Realität werden zu lassen, sind Interessierte aus medizinischen, pflegenden, pädagogischen oder beratenden Berufen sowie Betroffene und engagierte Laien zur Zusammenarbeit aufgerufen. Sie können sich an Gudrun Hennke (Tel. 4 92-53 07) und Dr. Dagmar Schwarte (Tel. 4 92-53 03) wenden.
Die Dokumentation ist gegen eine Schutzgebühr von zehn Mark in der Bürgerberatung, Heinrich-Brüning-Straße 9, im Gesundheitsamt, Stühmerweg 8, und im Gesundheitshaus, Gasselstiege 13, erhältlich. Eine kleine Ausstellung im Gesundheitshaus präsentiert darüber hinaus die Ergebnisse der Telefonbefragung "Frauen, Gesundheit und Medikamente".