Der Getränkedosenteppich ist nur ein Teil der Ausstellung, er ist der "Bodensatz". Kommentiert wird er durch "Bodensätze" – knappe Notizen zu Ort und Situation der Fundstücke. Koselleck sammelte sie in fünf Getränkedosen-Tagebüchern und schrieb Auszüge an die Scheiben des gläsernen Pavillons. So wurde er auf seine Art zum "sensiblen Chronisten einer zeitgenössischen Stadtgeschichte" und vermittelt eine "soziologische Bestandsaufnahme Münsters", wie Dr. Gail Kirkpatrick, Leiterin der Städtischen Ausstellungshalle Am Hawerkamp, und Bürgermeister Wilhelm Breitenbach bei der Eröffnung der Ausstellung erläuterten.
In einer Mischung aus Dichtung und Wahrheit schildert der selbsternannte "Dosaist" Koselleck Begebenheiten, die ihm bei seinen "Dosengängen" widerfuhren, und er entwickelt seine Theorien über das Verhältnis der Dose zu ihrem Umfeld. Sei es, dass er durch seine Sammelleidenschaft in soziale Randgebiete der Stadt vordrang, sei es, dass er skurrile und tragische Persönlichkeiten kennenlernte: Ruppe Koselleck sieht Münster nun mit ganz anderen Augen.
Der "Dosaist" mauserte sich, während er dem Stadtbild bei jedem seiner "Dosengänge" im Schnitt 79,7 Dosen entzog, zum akribischen Sammler. Zahlreiche Fundstücke veranlassten ihn dazu, ein "unfreiwilliges Fundbüro" zu eröffnen, mit dem Ziel, all die Koffer, Taschen und Geldbörsen ihren Besitzern zurückzugeben. Koselleck sammelte – eine Aufbesserung der persönlichen Ökobilanz – Batterien und Pfandflaschen, hob Kunst von der Straße auf und konnte keine roten Tierfiguren liegen lassen.
Sein "sinnlicher Sachschadensbericht über den Zustand des Pflasters, auf dem sich Westfalen alltäglich bewegt", ist bis zum 3. Oktober im Wewerka-Pavillon zu sehen. Wer will, kann den Getränkedosenteppich auch täglich zwischen 17 und 18 Uhr begehen.