Besonders bei der vorbeugenden Bekämpfung von Bienenkrankheiten werden die Erkenntnisse eingesetzt. Der Imker kann nachvollziehen, mit welchen Artgenossen seine Zöglinge in Kontrakt treten und wo sie sich am liebsten aufhalten. Damit können Ansteckungsherde nachvollzogen und wirksam bekämpft werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Sind die Bienen gesund, so müssen keine Medikamente verabreicht werden. Das wiederum sichert einen hochwertigen Honig ohne Rückstände.
Auch das städtische Amt für Grünflächen und Naturschutz ist an diesem Kataster interessiert. Die toten Hummeln, die im Sommer unter den Silberlinden gefunden wurden, waren für die Fachleute des Amtes, der Uni Münster und dem Bieneninstitut der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe eine große Herausforderung. Die Forschungsarbeiten zeigten, dass bei bestimmten Witterungsverhältnissen für einige Hummelarten nicht genügend Futter vorhanden ist. Und dies liegt in erster Linie an der Bepflanzung. Einige Pflanzen, besonders stark veredelte Blumen, sind für Bienen und ihre Verwandten als Futterquelle unbrauchbar. Die Nektarsammler konzentrieren sich auf die wenigen noch verfügbaren Futterquellen und dabei haben die Honigbienen mit ihrem hochspezialisierten Informationssystem deutliche Vorteile gegenüber ihren Futterkonkurrenten. Durch die Kenntnis der Bienenverteilung kann nun mit der Auswahl der Pflanzen in öffentlichen Grünanlagen korrigierend eingegriffen werden.
Die Honigbiene ist die einzige Bienenart, die als ganzes Volk überwintert. Im Frühling hat die Gemeinschaft sich schnell erholt und bestäubt die ersten frühblühenden Pflanzen. Bei allen anderen Arten wie Hummeln, Wespen und Hornissen überwintert nur die Königin. So können im Lenz durchaus einige Monate ins Land ziehen, bis der Nachwuchs da ist. Sind die Bienenarten im Stadtgebiet ungleichmäßig verteilt, bleiben einige Pflanzen unbefruchtet. Dank des Bienenkatasters wird jetzt dafür gesorgt, dass die unterschiedlichen Bienenarten überall ihren Aufgaben nachgehen können.
"In der Bundesrepublik gibt es bereits heute einige Landstriche, in denen es gar keine Bienen mehr gibt. Münster gehört nicht dazu und mit Hilfe des Bienenkatasters wird das auch so bleiben", freut sich Dr. Roland Otto, Leiter des städtischen Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes.