"Ein Familienleben ohne Probleme gibt es genauso wenig wie ein Patentrezept zur Kindererziehung", will Amtsleiterin Anna Pohl keine falschen Erwartungen wecken. "Aber viele Konflikte lassen sich vermeiden, andere entschärfen." Dabei geht es oft nicht um den großen Wurf, sondern um kleine Schritte, um Konsequenz, Miteinander-Reden und um die richtige Idee im richtigen Moment. "Da sind Eltern schon sehr kreativ", so die Erfahrung von Helga Wiemers, Vorsitzende des Ortsverbands Münster im Deutschen Kinderschutzbund. "Doch wenn Emotionen hoch kochen, Erwartungen enttäuscht wurden und Stress regiert, ist man manchmal wie blockiert."
Deshalb setzt die Broschüre "Wer wird denn gleich in die Luft gehen?" auch im Familienalltag an. Sie ist dritter Baustein einer gemeinsamen Kampagne. Nach einer Podiumsdiskussion mit Fachleuten und Theateraufführungen für Kinder und Jugendliche richten sich die praxisnahen Tipps an alle, die Erziehungsverantwortung tragen. Der schreiende Säugling mitten in der Nacht, das hausaufgaben-müde Schulkind, der pubertierende Teenager - die Situationen aus dem Heft sind vielen vertraut. Und mancher Rat vielleicht auch. "Oft muss man sich im entscheidenden Moment nur dran erinnern", weiß Cäcilia Rempe aus ihrer Beratungsarbeit beim Kinderschutzbund. "Andere Hinweise sind neu, motivieren zum Ausprobieren, gern auch zum Verändern."
Hilfeangebote besser nutzen Die Initiatorinnen wollen mit dieser Broschüre vor allem zum Dialog anregen. "Darum lassen wir auch Münsteraner mit Erziehungserfahrung zu Wort kommen, ob nun Hebamme, Großmutter oder Schulpsychologe", so Petra Gittner, städtische Jugendhilfeplanerin. "So manches lässt sich ja schon mit einer Frage, ohne Blick in dicke Ratgeberbände lösen."
Doch nicht alles kann man in Eigenregie klären, deshalb weist die gemeinsam mit dem städtischen Presse- und Informationsamt entwickelte Broschüre auch auf professionelle Hilfe hin. "Unter Stichworten wie Beratung, Bildung, Schutz und Selbsthilfe nennen wir Einrichtungen in Münster, die nicht erst in akuten Notsituationen, sondern schon bei ganz alltäglichen Erziehungsproblemen gefragt werden können", sagt Britta Thiele, städtische Referentin für Kinder- und Jugendschutz und neben Petra Gittner und Cäcilia Rempe dritte im Redaktionsteam.
Lesetipps und nützliche Internetadressen ergänzen das Infopaket für Eltern, das u. a. in der Bürgerberatung im Stadthaus I, beim Jugendamt am Servatiiplatz und beim Kinderschutzbund, Wolbecker Straße 27-29, kostenlos zu haben ist. Außerdem wird die Broschüre mit den städtischen Elternbriefen verschickt.