Noch in den beiden ersten Septemberwochen ergaben die Untersuchungen Chlorophyll-a-Konzentrationen von bis zu 900 Mikrogramm pro Liter Wasser. Zum Vergleich: Badegewässer müssen ab einem Wert von 150 Mikrogramm für Badende gesperrt werden. Chlorophyll-a gilt als indirektes Maß für die Belastung eines Gewässers mit Giftstoffen, die von Blaualgen gebildet werden. Nachdem die Belastung mit der Leitsubstanz Ende April bereits relativ hoch gewesen war, pendelte sie sich über den kühlen und regenreichen Sommer zwischen 100 und 200 Mikrogramm ein. Glück gehabt, bilanziert das Umweltamt. Nur dem Wetter ist es zu verdanken gewesen, dass die Belastung im Vergleich zum Vorjahr geringer ausfiel.
Die Algen gedeihen nämlich nach wie vor prächtig im Aasee, dank der eingeschwemmten Nitrate und vor allem Phosphate, von denen sie sich ernähren. Die Phosphatkonzentrationen erreichten bis zu 0,6 Milligramm, die Nitrate zwischen 16 und 20 Milligramm pro Liter Aaseewasser und lagen damit etwa um das Doppelte über den zulässigen Grenzwerten. Die Photosynthese der vielen Algen hatte eine weitere bedenkliche Konsequenz: Seit Anfang Juli lag der pH-Wert des Wassers häufig im kritischen Bereich über 8,5. Ab einem pH-Wert von 9 kann sich im Wasser Ammoniak bilden, und Ammoniak ist – nicht nur für Fische – giftig.
Eine gute Nachricht gab es dennoch in diesem Jahr: Bislang war die Sauerstoffversorgung im Wasser – anders als im vergangenen Jahr – kein Problem. Lediglich zweimal wurde der Grenzwert von 6 Milligramm pro Liter im Mai und Anfang August unterschritten.
Fachleute raten seit langem dazu, den Aasee zu entschlammen, um dem Flachgewässer einen Großteil der schädlichen Nährstoffe zu entziehen. Fünf Millionen Euro würde eine Entschlammung voraussichtlich kosten. Wie das Projekt technisch zu bewältigen wäre, lässt das Amt für Grünflächen und Umweltschutz derzeit prüfen.
Gleichzeitig suchen die städtischen Fachleute nach weiteren und vor allem weniger aufwändigen Möglichkeiten, die Selbstreinigungskräfte des Aasees zu stärken. Untersucht wird beispielsweise, ob das Nordufer östlich des Zookanals mit einer breiten Röhrichtzone naturnäher gestaltet werden kann. Denn Schilf kann große Mengen Nährstoffe binden. Sandfang- und Absetzbecken bei Haus Kump könnten ferner den Nährstoffeintrag in den See bereits im Eingangsbereich verringern. In Zusammenarbeit mit dem Kreis Coesfeld wird das Umweltamt außerdem ein ökologisches Entwicklungskonzept für die gesamte Aa von der Quelle in den Baumbergen bis zum Aasee in Auftrag geben. Darin sollen mögliche Bereiche für Renaturierungen und Uferstreifen aufgezeigt werden, um Raum zwischen intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen und dem Wasser zu schaffen.
Für alle erholungssuchenden Münsteraner und Gäste gilt unterdessen weiterhin die Devise: Den See mit den Booten des Segelclubs und des Bootsverleihs befahren ist okay, zusätzliche Boote überlasten den See, und Schwimmen ist tabu.
Wer Interesse für die Messdaten und die weiteren Untersuchungen hat, findet sie auf den Seiten des Amtes für Grünflächen und Umweltschutz im Internet. Die Adresse ist www.muenster.de/stadt/umweltamt .