Münster (SMS) Was wäre, wenn der Stadtraum mehr zum Verweilen und Leben einladen würde, wenn der Bus das schnellste Verkehrsmittel wäre und man mit dem Fahrrad ohne Stopp über die Promenade fahren könnte? Münster hat sich auf den Weg gemacht: Die ersten Verkehrsversuche sind bereits gestartet, aktuell zu beobachten am Parkplatz Bült. Baumscheiben werden begrünt, Bepflanzungen vorgenommen, Kunstrasen ausgerollt und ein Sandkasten aufgestellt. Seit Anfang Juni ist der Bereich für Autos gesperrt. Ein mobiles „Grünes Zimmer“ lädt auf der autofreien Fläche zum Ausruhen und Verweilen ein; in den nächsten Tagen und Wochen werden noch weitere Angebote den Parkplatz füllen und für mehr Aufenthaltsqualität sorgen.
Gleiches gilt für die Hörster Straße: Ab dem 1. August und bis zum 24. September wird sie für den Durchgangsverkehr gesperrt – die Parkzonen im Straßenraum entfallen in dieser Zeit ebenfalls. Der Busverkehr wird umgeleitet, so dass gemeinsam mit dem bereits gesperrten Parkplatz am Bült mehr (auto-)freier Raum mit neuen Verweilbereichen im Martiniviertel entsteht.
Unter dem Titel „Innenstadt stärken – Neue Städtebauförderprogramme nutzen“ hat der Rat der Stadt Münster in seiner Sitzung am 20. August 2020 ein umfassendes Arbeitsprogramm mit dem Ziel, die Innenstadt weiter zu stärken, beschlossen. Hierzu sollen insbesondere Fördermittel von Bund und Land eingesetzt werden. Der Rat hat in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung des Martiniviertels und der Fläche des Hörster Parkplatzes als Potenzial für eine attraktive und lebenswerte Innenstadt bekräftigt.
Dass Politik und Verwaltung mit diesem Vorhaben den Puls der Zeit treffen, zeigt nicht nur die bisherige Akzeptanz der stillgelegten Fläche am Bült, sondern auch der Wettbewerb „Zukunft StadtRaum“. Um für die weitere Entwicklung dieses Viertels und eine mögliche dauerhafte Umgestaltung und Neuaufteilung des dortigen Straßen- und Verkehrsraums Fördergelder einzuwerben, hat sich die Stadt Münster beim zweistufigen Landeswettbewerb beworben.
Neben 24 anderen NRW-Ideen zur Umgestaltung lebendiger und natürlicher Stadt- wie Straßenräume hat Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, jetzt auch einen Beitrag der Stadt Münster für das Martiniviertel prämiert. Die Landesbauministerin gab damit den Startschuss für die zweite Stufe des Wettbewerbs; die finale Entscheidung folgt im Februar 2022. Die zehn überzeugendsten Beiträge erhalten einen Vorrang bei der Vergabe von Fördergeldern.
Über die Zukunft der Innenstadt Münsters wird zum öffentlichen Austausch eingeladen: Im Spätsommer startet ein Programm mit verschiedenen Beteiligungs- und Mitmachformaten, das sich gezielt an die Münsteranerinnen und Münsteraner sowie die Innenstadtakteure wendet. Insbesondere folgende Fragestellungen stehen im Fokus: „Wie sieht unsere Innenstadt der Zukunft aus? Was können wir tun, damit das Herz der Stadt auch in Zukunft für alle attraktiv und lebenswert sein wird?“ Dabei steht die Innenstadt als Ort für Besucher und ebenso als Wohnort im Fokus.
Weitere Fördermittel zur Vermeidung von Leerstand
Eine lebendige und zukunftsfähige Stadtmitte mit neuen Nutzungsideen – vor allem für kleinere und mittlere Handelsflächen in der Altstadt: Für die kommenden zwei Jahre erhält die Stadt Münster erneut 320.000 Euro Fördermittel aus dem Sofortprogramm des Landes NRW zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren. Ziel ist es, Leerstände in der Stadt zu vermeiden und Neuvermietungen zu ermöglichen.
So kann die Stadt im Einzelfall leerstehende Ladenlokale auch selbst anmieten und zu einer reduzierten Miete weitervermieten. Damit eröffnet sich die Chance, für einen begrenzten Zeitraum neue Formate und neue Ideen für Ladenlokale auszuprobieren und so die Stadt-Quartiere zu stärken: Zum Beispiel durch kleine Manufakturen, junge Startup-Konzepte oder den Direktverkauf von Produkten aus dem Münsterland – gewissermaßen der Hofladen in der Stadt. Denkbar sind auch Dienstleistungen, wie umweltfreundliche Lieferservices und Verteilstationen oder neue Kommunikationsorte für die Menschen in der Stadt.