Das Stadtmuseum besitzt nicht viele Objekte, die das Entstehen evangelischer Kirchengemeinden in Münster anschaulich machen können. "Deswegen freut es uns ganz besonders", so Dr. Rita Kauder-Steiniger, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Stadtmuseums, "dass die Erlöserkirchengemeinde sich jetzt für einige Zeit von Schätzen aus ihrer Gründungszeit getrennt und sie für die Schausammlung des Museums zur Verfügung gestellt hat."
Als die Preußen im Jahr 1802 in Münster einzogen, hatte es etwa 200 Jahre lang keinen evangelischen Gottesdienst in der Stadt gegeben. 1804 wurde die ehemalige Minoritenkirche (heute Apostelkirche) als erste protestantische Kirche für die Militär- und Zivilgemeinde eingerichtet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vergrößerte sich der Anteil der evangelischen Bevölkerung in Münster zunehmend, so dass weitere protestantische Kirchen errichtet wurden.
Im Jahr 1900 wurde die Erlöserkirche als erste in Münster neu erbaute evangelische Kirche eingeweiht. Aus dieser Ausbauphase der evangelischen Gemeinde Münsters stammen die drei neuen Ausstellungsstücke. Die Gemeinde selbst hat sich für die Erstausstattung ihrer neuen Kirche engagiert. Die Taufkanne etwa stifteten laut Inschrift die "Helferinnen u. Kinder des Kindergottesdienstes".
Die Taufschale war zusammen mit weiteren Altargeräten ein Geschenk von Gemeindemitgliedern zu Ehren des 25-jährigen Amtsjubiläums des Superintendenten Bramesfeld als Pfarrer der Gemeinde Münster. Bramesfeld hatte mit Nachdruck den Bau der Erlöserkirche vorangetrieben. Beide liturgischen Gefäße hatte man selbstverständlich aus der Hauptstadt Berlin bezogen.
Auch die Altarbibel stammt aus Berlin. Sie war ein Geschenk der preußischen Königin Auguste Victoria zur Einweihung der Erlöserkirche am 3. Oktober 1900. Die Königin schenkte allen in den preußischen Provinzen neu errichteten evangelischen Kirchen eine solche Bibel.
Bildtext: Die versilberte Taufkanne (um 1900) der Erlöserkirchengemeinde zeigt das Stadtmuseum in seiner Abteilung "Religiöses Leben".
Foto: Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei