05.02.2009
Jon Pylypchuk: Gemälde - Collagen - Installationen
Erste deutsche Ausstellung des kanadischen Künstlers in der städtischen Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst
(SMS) Die erste Ausstellung 2009 in der städtischen Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster (AZKM) präsentiert eine Position, die das Wechselverhältnis von Humor und Ernsthaftigkeit in der medialen gesellschaftlichen Wirklichkeit untersucht. Vom 7. Februar bis zum 3. Mai ist die erste nicht-kommerzielle Einzelausstellung von Jon Pylypchuk in Deutschland zu sehen.
Jon Pylypchuk gehört zu einer Gruppe junger kanadischer Künstler, die mit einem radikalen Erzählstil, spitzer Ironie und derbem Humor internationale Beachtung gefunden haben. In seiner Heimatstadt Winnipeg gründete er 1996 zusammen mit Marcel Dzama und anderen jungen Künstlern das inzwischen legendäre Kollektiv "The Royal Art Lodge", eine Gruppe verwandter Seelen, die beschrieben wurde als "eine Horde Nerds, die durch zwei Dinge zusammengehalten wird: die Begeisterung für das Zeichnen und das üble Wetter".
25 Gemälde, Zeichnungen, Collagen und plastische Arbeiten werden in der von der Leiterin der AZKM, Dr. Gail Kirkpatrick, kuratierten und von der Kunststiftung NRW geförderten Ausstellung gezeigt. Die eigens für die Ausstellungshalle entwickelte Präsentation beinhaltet auch Leihgaben etwa der Saatchi Gallery in London oder der Friedrich Petzel Gallery in New York.
Die Werke von Jon Pylypchuk (geb. 1972 in Winnipeg / Kanada) sind trashig und niedlich, krass und liebenswert, aufregend und bitter ernst. Der Künstler konfrontiert das Publikum mit den ernüchternden, trostlosen, oft verstörenden Aspekten des Alltags. Die Versammlungen verrückter Kreaturen, angesiedelt zwischen Tier und Mensch, wecken gleichermaßen Gefühle von tiefer Solidarität wie verständnisloser Abneigung.
Verstörende Aspekte des Alltags
Pylypchuks Collagen bestehen aus vielfältigen Materialien, aus Stofffetzen alter Kleider, Federn, Papierstücken, aus Dingen, die funkeln, aus Stöcken, Zwirnfäden oder Haufen klebriger Substanzen. Mit feinen Strichzeichnungen skizziert, entsteht ein surreales Szenario. Strahlende, bisweilen atemberaubende und wunderschön komponierte Bilder zeigen öde Landschaften, die von einsamen gnomenhaften Figuren bevölkert werden.
Pylypchuk ist ein Geschichtenerzähler. Seine bitter-naiven Szenen berichten von glücklich-unglücklichen Hybriden, heroischen Verlierern, mutigen Machtlosen und einer Gesellschaft einsamer Kreaturen. Und dennoch sind die Mitglieder von Pylypchuks "Straßengang" als Individuen durchdrungen von dem Willen zu überleben. Sie schließen sich zusammen, um ihre Misere zu überwinden.
Das skurrile Wechselspiel von Kunstwerk, Sprache und Humor wirkt wie ein Sog und zieht den Betrachter hinein in ein komplexes Wechselspiel von vielfältigen Strategien trotziger Selbstbehauptung. Dabei bedient sich der Künstler einer verschlagenen, teuflischen Ironie; doch auch verblüffend aufrichtig und entwaffnend schildert Pylypchuk die Schwierigkeit des Menschseins in der unmittelbaren Konfrontation mit dem Alltag.
Lachen, wenn es zum Weinen ist
Seine Kunst spricht von sozialer Ungerechtigkeit, von Mobbing, Vorurteilen und Unterdrückung. Dennoch gelingt es Pylypchuks Arbeiten immer wieder, den Betrachter zum Lachen zu bringen, wenn er eigentlich weinen möchte.
Die flexible Ausstellungsarchitektur im fünften Stock des Speichers II an Münsters Hafen hat einmal mehr eine ortsbezogene individuelle Werkschau ermöglicht. Die Ausstellungshalle setzt damit die Reihe der Präsentation von Einzelpositionen fort, in denen international erfolgreiche Künstlerinnen und Künstler – darunter Phil Collins, Ugo Rondinone, Monika Baer, Laura Owens und Markus Schinwald – neuartige Raumkonstellationen erproben. Diese intensive Auseinandersetzung zwischen Künstler, Kuratorin und Ausstellungstechniker wird in der AZKM gepflegt und führt immer wieder zu installativen Konzepten von musealer Qualität.
Jon Pylypchuk, 7. Februar bis 3. Mai in der Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst, Speicher II, Hafenweg 28
Eröffnung: 6. Februar, 19.30 Uhr
Begrüßung: Bürgermeisterin Wendela-Beate Vilhjalmsson und Dr. Barbara Könches, Kunststiftung NRW
Einführung: Dr. Gail B. Kirkpatrick, AZKM
www.muenster.de/stadt/ausstellungshalle
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 14 - 19 Uhr, Samstag / Sonntag 12 - 18 Uhr