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Pressemitteilungen


23.05.1997

Pädagogische Hilfe statt Wochenendarrest

Angebot des Amtes für soziale Dienste bewährt sich

(SMS) Sozialpädagogisches Wochenende statt Arrest in der Einzelzelle, diese Chance nutzten jetzt wieder 15 junge Leute. Sie setzten sich gemeinsam mit ihrem straffälligen Verhalten und ihrer schwierigen Lebenssituation auseinander. Die Jugendgerichtshilfe des städtischen Amtes für soziale Dienste (ASD) führte dieses Angebot für Straftäter zwischen 14 und 21 Jahren nun schon zum 18. Mal durch.

"Wenn sich die jungen Menschen mit ihren Straftaten auseinandersetzen, sind die Chancen für eine Verhaltensänderung weitaus größer, als wenn sie ein Wochenende lang 48 Stunden isoliert in der Arrestzelle absitzen", so Dipl.-Sozialarbeiter Berhard Gleitz vom ASD. Winfried Wichtrup, ebenfalls Dipl.-Sozialarbeiter im ASD, zitiert dazu die Aussage eines betroffenen Jugendlichen: "Im Wochenendarrest habe ich versucht, möglichst viel zu schlafen und war froh, daß ich am Montag morgen die Zelle wieder verlassen konnte." Unter diesen Umständen findet keine Auseinandersetzung mit der Straftat statt.

Kontakt zum Jugendlichen aufnehmen, über das straffällige Verhalten reden, Lebensperspektiven erarbeiten und unterstützende Angebote der Jugendhilfe anbieten, Strategien zur Konfliktlösung entwickeln: Diese Ziele verfolgt das sozialpädagogische Wochenende, das Bernhard Gleitz und Winfried Wichtrup seit 1991 dreimal jährlich gestalten. Allein im vergangenen Jahr nahmen an der pädagogischen Maßnahme in einem Selbstversorgungshaus in der Nähe von Greven 37 Jugendliche und Heranwachsende teil.

Die Entscheidung, wer für ein solches Wochenende in Frage kommt, liegt beim Jugendrichter, der wiederum zuvor Rücksprache mit den Mitarbeitern der Jugendgerichtshilfe hält. "Nicht nur die Jugendrichter, auch die Jugendlichen selbst sehen in dem pädagogischen Angebot eine sinnvolle Alternative und lassen sich darauf ein", berichtet Bernhard Gleitz.

Für das Amt für soziale Dienste ist die Sache nach dem Wochenende nicht erledigt. Es lädt die Jugendlichen zur Teilnahme an seiner sozialpädagogischen Gruppenarbeit in den Stadtteilen ein. Es bietet straffälligen und gefährdeten jungen Menschen an, sie auf einem Teil ihres Lebensweges zu begleiten, sie zu beraten und zu betreuen. Winfried Wichtrup: "Die Teilnahme an der Gruppenarbeit ist freiwillig. Umso erfreulicher ist, daß ein erheblicher Teil der Jugendlichen das Angebot aufgreift, um den beim sozialpädagogischen Wochenende in Gang gekommenen Prozeß gemeinsam mit uns langfristig fortzusetzen."

Das nächste sozialpädagogische Wochenende das ASD ist für den Sommer geplant. Von Jugendrichtern sind dafür bereits sieben Jugendliche verpflichtet worden.