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Pressemitteilungen


27.08.1997

Wo Kampfläufer und Zweibeiner friedlich die Natur genießen

Rieselfelder Münster werden zum Beispiel für Miteinander von Naturschutz und Naherholung

(SMS) Das Europareservat Rieselfelder Münster wird zum herausragenden Beispiel für das Miteinander von Naturschutz und Naherholung. Bekassine, Kampfläufer und andere hochgradig gefährdete Wat- und Wasservögel können sich ungestört in der 228 Hektar großen Teichlandschaft tummeln, während Erholungssuchende und Vogelfreunde in gebührendem Abstand die Landschaft genießen und die Tierwelt studieren. Das regeln mehrere Verträge zwischen der Stadt Münster, dem Land Nordrhein-Westfalen und der Biologischen Station Münster e.V. Sie wurden jetzt in Anwesenheit von Oberbürgermeisterin Marion Tüns von Umweltministerin Bärbel Höhn, Münsters Umweltdezernenten Heiner Pott sowie Dr. Michael Harengerd von der Biologischen Station unterzeichnet.

Die Rieselfelder sind ein Paradefall für "Natur aus zweiter Hand". Vor Inbetriebnahme der Hauptkläranlage Münster Mitte der siebziger Jahre verrieselte die Stadt dort großflächig Abwasser. Was die menschliche Nase mied und die Gesundheitspolitiker mit Skepsis beobachteten, entfaltete auf immer größere Vogelschwärme auf ihrem Zug von Nordeuropa und Sibirien nach Afrika außerordentliche Anziehungskraft. In den großen Flachwasser- und Schlammflächen fanden sie Ersatz für verlorengegangenen Lebensraum.

Die Rieselfelder, inzwischen Europareservat und von der Biologischen Station betreut, wurden zu einem der wichtigsten binnenländischen Rast- und Mausergebiete für Wat- und Wasservögel in Mitteleuropa. Schnepfen, Wasserläufer und etliche andere Arten von Watvögeln sind auf keinem anderen Rastplatz im deutschen Binnenland in so großer Konzentration anzutreffen. Auch für Brutvögel ist das Gebiet wichtig. Allein 13 der dort lebenden Vogelarten stehen auf der "Roten Liste" der bundesweit gefährdeten Arten.

Heute stehen die Rieselfelder als "Feuchtgebiet internationaler Bedeutung" unter dem Schutz der UN-Ramsar-Konvention. Im Zuge der Verabschiedung des Landschaftsplanes "Nördliches Aatal und Vorbergs Hügel" wird der Rat der Stadt Münster sie voraussichtlich im Herbst dieses Jahres endgültig unter Naturschutz stellen. Die Betreuung des Gebietes liegt weiterhin bei der Biologischen Station. Sie erhält ihre Kosten von der Stadt Münster (20 Prozent) und dem Land Nordrhein-Westfalen (80 Prozent) ersetzt. Kostenlos bekommt sie wie bisher für die Versorgung des Feuchtgebietes Wasser aus der münsterschen Kläranlage - schon seit 1975 allerdings in gereinigtem Zustand.

Auch die Menschen zieht die ornithologische Sensation im Norden Münsters in Schwärmen an. Damit die vielen tausend Besucher die größtenteils sehr scheuen Vögel nicht in die Flucht schlagen, wird eine "Pufferzone" hergerichtet, die zugleich erstrangiges Naherholungsgebiet sein wird. Diese 126 Hektar große Fläche schließt sich südlich an das künftige Naturschutzgebiet an und soll den Rang eines Landschaftsschutzgebietes erhalten. Im wesentlichen grenzt sie an die Straßen Coermühle und Hessenweg, den Dortmund-Ems-Kanal und das Entsorgungszentrum der Abfallwirtschaftsbetriebe Münster.

Zum Naturschutzgebiet hin wird die Pufferzone dessen Struktur mit Wasserflächen, Sumpf- und Feuchtwiesen und periodisch überfluteten Feuchtwiesen weitgehend entsprechen. Den Übergang zur Landschaft bilden extensiv bewirtschaftete Weiden und Obstwiesen, wie sie für die münsterländische Parklandschaft typisch sind. Wanderwege, Lehrpfad, Vogel-Beobachtungsstände und zwei Parkplätze werden zusätzlich dafür sorgen, daß sich der Besucherstrom auf das neue Gebiet orientiert. Um es für diese Zwecke herzurichten, bezahlt das Land Nordrhein-Westfalen bis zu fünf Millionen Mark. Die EU übernimmt davon aus dem "EU-Life-Natur"-Programm 1,5 Millionen Mark. Die Betreuung dieser und weiterer Flächen wird ebenfalls die Biologische Station wahrnehmen, wobei sich Stadt und Land wie beim Naturschutzgebiet die Kosten teilen.

Bildtext: Freuen sich über Bestandssicherung und Erweiterung des Europareservates Rieselfelder Münster: Umweltdezernent Heiner Pott, Oberbürgermeisterin Marion Tüns, NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn und der Leiter der Biologischen Station, Dr. Michael Harengerd.